2. Kelheimer DWZ-Pokal

Am Samstag, den 5. Oktober, fand in Kelheim der zweite Kelheimer DWZ-Pokal statt. Obwohl bis Freitag nur ein Spieler angemeldet war, fanden sich am Trainingsabend einige Gleichgesinnte, und so entschloss man sich kurzfristig, doch zu fünft in einer Gruppe in den Süden aufzubrechen.

Elias Luber und Maximilian Warziwoda traten in der Altersklasse U12 des Jugendpokals an, wo ein fünfrundiges Turnier nach dem Schweizer System gespielt wurde. Linus Metelka und Christian Luber spielten im Amateurpokal, der in Vierergruppen ausgetragen wurde, wobei jeder gegen jeden antrat. Johannes Denz nahm am Meisterpokal teil, ebenfalls in Vierergruppen, allerdings mit einem KO-System über zwei Runden und einem Spiel um Platz drei, wobei hier eine längere Bedenkzeit angesetzt war.

Diese längere Bedenkzeit stellte für unsere Spieler eine der größten Herausforderungen dar. Da man von den OSJ-Cups und Trainingsabenden eher an Schnell- und gelegentlich Blitzschach gewöhnt war, war das Turnier mit klassischen Stundenpartien eine große Umstellung, und die verfügbare Bedenkzeit wurde nicht immer voll ausgeschöpft. Trotzdem konnten gute Ergebnisse erzielt werden: Im Jugendpokal der U12 belegten Maximilian und Elias die Plätze drei und vier, während Christian im Amateurpokal in Gruppe P den dritten Platz erreichte, nachdem er im Stichkampf um die Plätze eins bis drei seinen Gegnern den Vortritt ließ.

Für Linus, der in Gruppe Q nach der Bezirksmeisterschaft im März zum ersten Mal wieder eine Langzeitpartie spielte, war die Umstellung auf die längere Bedenkzeit besonders schwierig. Gegen seine deutlich erfahreneren Gegner belegte er den vierten Platz.

In der Gruppe B des Meisterpokals remisierte Johannes Denz nach einem glücklichen Dauerschach seine Langzeitpartie im Halbfinale. Den Stichkampf im Schnellschach konnte er für sich entscheiden, und mit einem weiteren Sieg im Finale sicherte er sich den ersten Platz.

Turnierauftakt mit dem Silberschild in Schwandorf

Eine Woche vor Beginn der Ligaspiele startete mit dem Silberschild, der Oberpfälzer Blitz-Mannschaftsmeisterschaft, auch der Turnierbetrieb des Schachverbands Oberpfalz. Mit zwei Vierermannschaften und einem zusätzlichen Spieler, der die Schachnachbarn der Spielgemeinschaft Luhe-Wildenau/Neustadt unterstützte, reisten wir mit insgesamt neun Teilnehmern nach Schwandorf. Bei einer Bedenkzeit von drei Minuten plus zwei Sekunden Inkrement wurde entschieden, die 20 teilnehmenden Mannschaften in einem Rundenturnier im Modus „Jeder gegen Jeden“ spielen zu lassen.

Die erste Mannschaft, bestehend aus Tobias Brunner, Philipp Mark, Johannes Denz und Milo Müller, startete mit drei 3:1-Siegen hervorragend ins Turnier. Bis zur letzten Runde vor der Pause konnte diese Leistung beibehalten werden, bevor gegen Kareth-Lappersdorf die erste Niederlage – und mit 0,5:3,5 eine sehr deutliche – wegzustecken war. Trotz dieses kleinen Rückschlags hielten wir uns an der Tabellenspitze und hatten weiterhin gute Chancen, am Ende einen Podiumsplatz zu erreichen.

Für unsere zweite Mannschaft, bestehend aus Jürgen Zant, Manfred Oppel, Rudolf Schicker und Florian Süß, verlief der Turnierstart nicht ganz so gut. In der ersten Hälfte wurden sie vorwiegend gegen die stärkeren Mannschaften und Turnierfavoriten gelost und mussten daher mehrere Niederlagen hinnehmen. Dennoch waren sie gegen diese keineswegs chancenlos und konnten beispielsweise gegen Bavaria Regensburg und Kareth-Lappersdorf jeweils ein Remis erkämpfen, auch gegen Burglengenfeld und Kelheim war man mit einem knappen 1,5:2,5 sehr dicht an einer Punkteteilung.

Nach der Mittagspause frisch gestärkt ging es in die letzten neun Runden. Die erste Mannschaft konnte weitere Siege einfahren und ihren dritten Platz zunächst verteidigen. In Runde 16 und 17 mussten sie jedoch gegen die DJK Regensburg und den Turnierfavoriten Post/Süd Regensburg antreten – beide Male hatte sie mit einem knappen 1,5:2,5 das Nachsehen. Auch die zweite Mannschaft musste sich nach der Pause gegen diese beiden Gegner geschlagen gegeben, konnte dafür in den anderen Runden noch einige Punkte erkämpfen.

Am Ende verpasste die erste Mannschaft knapp den angestrebten dritten Platz, da die punktgleichen Schwandorfer eine bessere Zweitwertung vorweisen konnte. Die zweite Mannschaft belegte den 15. Platz. Tabellen und Bilder gibt es außerdem hier auf der Homepage des Oberpfälzer Schachverbands.

JHV 2024 mit neuer alter Vorstandschaft

Am Freitag, 20.09.2024, stand im Café Baumgärtel die Jahreshauptversammlung 2024 auf dem Programm. Neben den ausführlichen Berichten des 1. Vorsitzenden, Spielleiters und Jugendleiters, die allesamt die z.T. außergewöhnlichen sportlichen Erfolge der Saison 2023/24 in den Vordergrund stellten, waren die Neuwahlen der Vorstandschaft im Mittelpunkt des Interesses. Diese ergaben unter der Leitung des 1. Bürgermeisters Karlheinz Budnik ausnahmslos die Bestätigung der bisherigen Vereinsführung.
Zum Spieler/Mitglied des Jahes wurde Tobias Brunner gekührt.
Die Grüße der Stadt Windischeschenbach überbrachten der 1. Bürgermeister Karlheinz Budnik, Roswitha Witt und Karl Gaach.

Die neue alte Vorstandschaft mit den Gästen der Stadt Windischeschenbach

1. Mannschaft auf dem Treppchen

Zum Saisonabschluss reiste die 1. Mannschaft am letzten April-Wochenende zum oberpfälzischen Traditionsverein SK Kelheim. Während die Donaustädter unbedingt einen Sieg brauchten, um dem Abstieg noch zu entrinnen, ging es für uns nur noch um die berühmt-berüchtigte „Goldende Ananas“. Selbst bei einem 0-8 wäre der 3. Platz noch möglich und der 4. Platz sicher gewesen. Solchermaßen abgesichert gingen wir den Kampf in bester und bewährter Aufstellung vollkommen tiefenentspannt an.

An Brett 5 (W) hatte Stephan Schmahl gerade angefangen, sich im auf dem Brett stehenden Spanischen Vierspringerspiel Gedanken über die Erreichung eines Eröffnungsvorteils zu machen, als er schon im 10. Zug von einem Remisangebot seines Kontrahenten überrascht wurde:

Brett 5: Nach 10…0-0 bot der Kelheimer völlig unerwartet Remis an.

Objektiv gesehen sicher eine vertretbare Entscheidung, zumindest in einer x-beliebigen Partie. Angesichts der Tatsache, dass dem oberpfälzer Kontrahenten nur ein Mannschaftssieg helfen konnte, den Abstieg doch noch zu vermeiden, eine eher befremdliche Entscheidung. Aufgrund der für uns einfachen Situation nahm Stephan nach ein paar Minuten des Sinnierens das Angebot an. Sicher kein Ruhmesblatt, aber ohne ein Ziel fehlt hin und wieder auch mal die Motivation. (½-½)

An Brett 3 (W) wählte Christian Müller gegen die MacCutcheon-Variante der Französischen Verteidigung eine sichere Aufstellung zur Vermeidung eines potentiellen Doppelbauern. Was zunächst sehr ruhig begann, nahm schon im 10. Zug mächtig Fahrt auf:

Brett 3: Mit 10.d5!? zeigte Christian seine Bereitschaft zu einem Kampf mit offenem Visier.

Objektiv sollte Schwarz keine Probleme haben, doch am Brett sind die Spieler Emotionen unterworfen, die das Urteilsvermögen beeinflussen können. So unterliefen dem Kelheimer in den nächsten vier Zügen gleich zwei Fehler, die Weiß klaren Vorteil überließen:

Brett 3: Mit 14.Lc4 hätte Christian die schwarze Schwäche auf e6 sofort aufs Korn nehmen sollen, wonach ihm die Engine bereits entscheidenden Vorteil attestiert. Er spielte aber das weniger starke 14.Lb5+, was zwar immer noch vorteilhaft ist, aber dem Schwarzen die Verteidigung wesentlich erleichtert.

Schon in den nächsten Zug war der weiße Vorteil vollends verschwunden und man landete in einem ausgeglichenen Endspiel:

Brett 3: Nach 22…Tb6 bot der Kelheimer Remis an, was von Christian umgehend angenommen wurde.

Eine weitere überraschende Entscheidung unserer Gastgeber. Nach der mehr oder weniger forcierten Folge 23.Ld7 Lxd7 24.Txd7 Td6 25.Txd6 Ldx6 befindet sich die Stellung zwar weiterhin in der Remisbreite, doch Chancen auf Gewinn zu spielen hätte nur der Schwarze gehabt. Raumvorteil und fehlender Stützpunkt für den weißen Springer hätten Christian eine genaue Verteidigung abverlangt. (1-1)

An Brett 2 (S) wurde Tobias Brunner zunächst mit dem Torre-Angriff konfrontiert, der aber schon wenige Züge später in die Tartakower-Variante des Damengambits überging. Zum ersten Figurentausch kam es im 11. Zug:

Brett 2: Nach dem einfachen 11…Dxe7 wäre die Stellung ausgeglichen gewesen, doch Tobias wählte 11…Sxc3? und wurde von 12.Lxh7! mit Bauernverlust und klarem Vorteil für Weiß kalt erwischt.

Scheinbar selbst überrascht von seinem Glück spielte der Kelheimer in der Folge wenig zielstrebig und ließ Tobias in ein Schwerfigurenendspiel entschlüpfen, das ihm wegen seines passiven Turms kaum noch Gewinnchancen versprach:

Brett 2: Trotz eines Mehrbauern kam Weiß ohne Figurenaktivität nicht voran.

Tobias nahm die d-Linie vollständig unter Kontrolle und setzte seine Bauernmajorität am Damenflügel in Bewegung. Als der Gastgeber weder eine Möglichkeit zum Damentausch noch eine zur Aktivierung seines Turms fand, entschied er sich zu einer Zugwiederholung mit gleichzeitigem Remisschluss. Ein etwas glücklicher halber Punkt für uns. (1½-1½)

An Brett 4 (S) ließ sich Philipp Mark auf eine extrem scharfe Variante in seiner geliebten Russischen Verteidigung ein, in der es schon im 5. und 6. Zug Einschläge auf den neuralgischen Punkten f2 und f7 gab:

Brett 4: Nach nur sechs Zügen herrschte auf dem Brett von Philipp das totale Chaos!

Das Abspiel gilt zwar als gefährlich für Schwarz, doch bei genauem Spiel sieht der Computer die Stellung als völlig ausgeglichen an. Auf Kosten eines bedenklich hohen Zeitverbrauchs bahnte sich Philipp den Weg durch den Variantendschungel als sein Gegner im 12. Zug noch einmal Öl ins Feuer goss:

Brett 4: Der Kelheimer zog alle Register, um Philipp maximal unter Druck zu setzen.

Der Windischeschenbacher reagierte zunächst richtig, doch einen Zug später griff er leider fehl:

Brett 4: Laut Computer halten 13…Kh8 oder 13…Tf8 die Stellung im Gleichgewicht, doch Philipp wählte 13…c6?? und stand nach der erzwungenen Folge 14.Sxg5+ Dxg5 15.hxg5 cxd5 16.Dh4+ klar auf Verlust.

Nach weiteren neun Zügen schien das Ende für Schwarz nahe:

Brett 4: Praktisch jeder Bauernzug gewinnt leicht für Weiß, doch der Kelheimer schnappte sich mit 26.Dxd6?? weiteres Material und wurde von 26…Tf1+ 27.Kd2 Td1+! 28.Kxd1 Lg4+ böse überrascht!

Nachdem sich der Rauch verzogen hatte, blieb ein Endspiel mit ungewöhnlicher Materialverteilung übrig, das der Kelheimer, scheinbar noch geschockt vom verschenkten Sieg, frustriert Remis gab.

Brett 4: Die Endstellung einer denkwürdigen Partie.

Ein glücklicher halber Punkt für uns und der möglicherweise entscheidende verpasste Sieg der Heimmannschaft im Kampf gegen den Abstieg. (2-2)

An Brett 1 (W) bekam es FM Zdenek Haba mit der sogenannten Carlsen-Variante des abgelehnten Damengambits zu tun. Gegen den frühen Aufzug des schwarzen a-Bauern wählte er den Abtausch im Zentrum, der allgemein als aussichtsreichste Fortsetzung für Weiß angesehen wird. Nach Abtausch beider Läuferpaare entstand eine etwa ausgeglichene Stellung mit leichten strukturellen Vorteilen für Weiß:

Brett 1: Mit 12…f5?! wollte der Kelheimer einem eventuellen e4 von Weiß vorbeugen, schwächte damit aber seinen Königsflügel, was laut Computer am besten mit 13.Sa4 nebst Dc3 und leichtem Vorteil auszunutzen war.

Zdenek entschied sich für den sofortigen Sprung ins Zentrum mittels 13.Se5, was ebenso logisch aussieht. Der f-Bauer wird frei gemacht für ein baldiges f3 und e4, um gegen den immer noch in der Mitte verweilenden schwarzen König das Zentrum aufzubrechen. Als es genau so kam, geriet der Kelheimer nach einem Fehler schwer unter Druck:

Brett 1: Mit 22.Sb6+! Kb8 23.Sd7+! hätte Zdenek die Partie schnell zu seinen Gunsten entscheiden können.

Leider wählte er jedoch 22.cxb7+, was zwar immer noch günstig für Weiß war, aber den sofortigen Gewinn vergab. Bei aufkommender Zeitnot verflachte die Partie zusehends und so musste Zdenek angesichts des gefährlich werdenden schwarzen Freibauern e3 das Remisangebot seines Gegners im 26. Zug notgedrungen annehmen. Hier wäre sicher mehr für uns drin gewesen. (2½-2½)

An Brett 8 (S) stellte sich Miroslav Kalous seinem Gegner mit der Nimzoindischen Verteidigung entgegen. Beide Spieler folgten bis zum 12. Zug wohlbekannter Theorie und erreichten eine ungefähr ausgeglichene Stellung:

Brett 8: Das weiße Läuferpaar konnte Mirek mit seinem Entwicklungsvorsprung kompensieren.

In der Folge unterliefen beiden Kontrahenten kleinere Ungenauigkeiten, die aber die Einschätzung der Stellung nicht nennenswert beeinflussten. Im 19. Zug ergab sich für Mirek eine interessante Möglichkeit, den Verlauf der Partie nachhaltig zu verändern:

Brett 8: Mit dem überraschenden 19…Sxe4! 20.fxe4 Dg6 hätte Mirek die Nachteile der gegnerischen Stellung schonungslos offenlegen können. Die weißen Streitkräfte sind unkoordiniert, der König kann nicht rochieren und über kurz oder lang werden weitere Bauern fallen.

Schwarz hätte laut Computer trotz nur eines Bauern für die Figur vollen Ausgleich gehabt und der wahrscheinlichste Ausgang der Partie wäre wegen des offenen weißen Königs wohl ein Remis durch Dauerschach gewesen. Leider übersah Mirek diese Möglichkeit aber, spielte 19…Dh5 und geriet in Nachteil. Unter Zeitdruck fand er nicht die besten Züge, wurde mehr und mehr in die Verteidigung gedrängt und landete schließlich in einem verlorenen Endspiel:

Brett 8: In völlig passiver Stellung konnte Mirek nur noch warten, wie und wann sein Gegner den entscheidenden Durchbruch organisieren würde.

Nach Turmtausch und Eroberung des Bauern e5 war der verbliebene Läufer dem Springer haushoch überlegen und konnte diesen in Zusammenarbeit mit seinem König am Ende sogar erobern:

Brett 8: Das letzte Feld für den Springer war a3, doch nach 43.Kd3 a6 44.Lb2 war er gefangen.

Mirek warf das Handtuch. Ein rabenschwarzer Tag für unseren Mr. Zuverlässig. (2½-3½)

An Brett 6 (S) duellierte sich Jaroslav Illetsko mit seinem Gegner durch Zugumstellung in einer Art Königsindischer Verteidigung:

Brett 6: Mit 10.d5 konnte Weiß einen schönen Raumvorteil erreichen, doch er entschied sich für 10.dxe5?! und nach 10…dxe5 11.Td1 De7 hatte Jaroslav vollen Ausgleich erreicht.

Das Mittelspiel entwickelte sich mit beidseitig typischen Manövern weiterhin innerhalb der Remisbreite. Nach Abtausch der meisten Figuren entstand ein Endspiel mit Dame, Turm und ungleichen Läufern, das zwar optisch besser für Schwarz aussah, aber letztendlich Unentschieden enden sollte. Doch das energische Spiel von Jaroslav zeigte Wirkung und so unterlief dem Kelheimer im 31. Zug ein folgenschwerer Fehler:

Brett 6: Der weiße Zug 31.Td1? war ein Fehler, den Jaroslav mit 31…Df4! geschickt ausnutzte.

Schwarz droht nicht nur mittels …Le5 in die weiße Königsstellung einzudringen, sondern ebnet auch der schwarzen Dame den Weg nach b8, von wo sie den Druck gegen den Bauern b2 erhöhen kann. Trotz aller Versuche, gelang es dem Kelheimer in Zeitnot nicht mehr das Ruder noch einmal herumzureissen und so gab er sich einen Zug vor der Zeitkontrolle geschlagen:

Brett 6: Nach dem letzten schwarzen Zug 39…d3 lässt sich die Umwandlung eines Bauern für Weiß nur noch durch Läuferopfer verhindern, weshalb der Kelheimer die Waffen streckte.

Eine starke Leistung von Jaroslav, der uns mit seinem überzeugenden Sieg wenigstens einen Mannschaftspunkt sicherte. (3½-3½)

An Brett 7 (W) verzichtete Jindrich Novak erneut auf sein geliebtes Londoner System und wählte stattdessen eine der Hauptvarianten gegen das abgelehnte Damengambit. Beide Spieler gaben sich in der Eröffnung und eingangs des Mittelspiels keine Blöße und steuerten auf ein ausgeglichenes Endspiel zu:

Brett 7: Kein Vorteil für Weiß aber immer noch alles im grünen Bereich bei Jindrich.

Im weiteren Verlauf verlor Jindrich etwas den Faden und musste sich nach einem wenig vorteilhaften Damentausch auf die Defensive verlegen. Doch auch der Kelheimer fand keinen Weg zu klarem Vorteil und so gelang es Jindrich durch einfallsreiches Spiel die Chancen wieder auszugleichen:

Brett 7: Nachdem sich Jindrich durch aktives Spiel wieder freikämpfen konnte, sollte Schwarz hier mittels 31…fxg4 32.hxg4 Th2+ 33.Kg3 h5! matt drohen, was Weiß zum Finden des einzigen Zuges 34.f5! genötigt hätte, wonach das Remis praktisch beschlossene Sache gewesen wäre.

Doch der Kelheimer zog sofort 31…Th2??, was völlig unerwartet zum Verlust hätte führen können! Mit 32.exf5! gxf5 33.Te1 hätte Jindrich die Öffnung der e-Linie zur Aktivierung seiner Türme und Angriff gegen den ungeschützten König nutzen und seinen Gegner damit vor unlösbare Probleme stellen können. Leider verpasste der Windischeschenbacher diese Gelegenheit und so kämpften die Kontrahenten unverdrossen weiter in einem ausgeglichenen Endspiel. Nach zwischenzeitigem Läufertausch bot aber auch das übrig gebliebene reine Turmendspiel mit jeweils noch drei Bauern beiden Seiten keine Gewinnaussichten mehr und so einigte man sich nach 74 Zügen auf ein leistungsgerechtes Remis. (4-4)

Und hier noch einmal alle Paarungen und Ergebnisse im Überblick:

Das 4-4 Unentschieden war sicher nicht unser bester Auftritt, doch waren ja eigentlich nicht wir gefordert, sondern unsere Kelheimer Freunde. Insofern ist der etwas kraftlose Auftritt zumindest aus unserer Sicht nachvollziehbar. Tragisch für Kelheim ist, dass am Ende nur ein halber Punkt fehlte, um den Abstieg zu vermeiden. Warum das trotz guter Möglichkeiten nicht gelang, begründe ich mal wohlwollend mit unserer mentalen Stärke!

Es folgt die Abschlusstabelle:

Nach einer famosen Saison steht am Ende ein überragender 3. Platz zu Buche, mit dem absolut niemand rechnen konnte. Als Abstiegsfavorit Nr. 1 gehandelt, legten wir nicht nur gut los, sondern es gelang uns auch unsere Leistung zu wiederholen, so dass wir uns eigentlich zu keinem Zeitpunkt ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt machen mussten. Auch waren wir in der Lage unsere Möglichkeiten seriös einzuschätzen und trotz aller Euphorie auf dem Teppich zu bleiben, was uns sicher half nach einem Rückschlag die nachfolgende Runde um so gestärkter anzugehen.

Das Geheimnis unseres Erfolgs dürfte in erster Linie bei unserer Konstanz zu suchen sein. Sieben von acht Spielern saßen in allen neun Runden am Brett, absoluter Bestwert in der Liga! Nur Jaroslav musste zu Beginn der Saison krankheitsbedingt pausieren, kam aber immerhin noch zu vier Einsätzen.

Die besten Punktesammler waren Tobias und Jindrich mit jeweils 6 / 9, gefolgt von Christian und Mirek mit 5½ / 9 sowie Philipp mit 5 / 9. Eine fabelhafte Ausbeute gegen fast immer höher gewertete Gegner!

Das kommende Sommerfest haben wir uns also redlich verdient und werden es alle zusammen genießen!

Auf ein Neues in der nächsten Saison!

1. Mannschaft gewinnt Kampf um Platz 3

Zum letzten Heimspiel der Saison empfing die 1. Mannschaft Mitte April im Feuerwehrhaus mit dem SK Herzogenaurach den direkten Konkurrenten um Platz 3. Die Gäste waren trotz ihres fehlenden Brett 3 stark aufgestellt und hatten uns nach dem Sieg im Nachholspiel beim PTSV SK Hof überholt und auf den 4. Platz verwiesen. Im Schnitt waren sie uns an jedem Brett um 40 Ratingpunkte voraus, doch nach dem bereits gesicherten Klassenerhalt konnte uns das nicht verunsichern und wir gingen, erneut in Bestaufstellung, „Volldampf voraus“ in den Kampf.

An Brett 1 (S) erwischte FM Zdenek Haba einen rabenschwarzen Tag. In einer völlig harmlos anmutenden Variante der Sizilianischen Verteidigung kam es zum ultra-frühen Damentausch und einem ausgeglichenen Endspiel. Leider konnte Zdenek aber den roten Faden einfach nicht finden und geriet nach einem Fehler im (verflixten?) 13. Zug ernsthaft in Nachteil:

Brett 1: Die schwarze Stellung fühlt sich bereits komisch an. Der beste Zug laut Computer war 13…Sc6 mit nur leichtem aber spürbarem Vorteil für Weiß. Zdenek wählte jedoch 13…Lxc3? und sah sich fortan in die Defensive gedrängt.

Der weiße Doppelbauer sieht zwar hässlich aus, spielte aber im weiteren Verlauf der Partie überhaupt keine Rolle. Vielmehr entfaltete der Anziehende mit Hilfe seines Entwicklungsvorsprungs und des Läuferpaars eine unangenehme Initiative gegen die löchrige schwarze Bastion. Schwer unter Druck unterliefen Zdenek weitere Fehler, die seine Stellung nicht mehr verkraftete:

Brett 1: Die Figurenaktivität insbesondere der Türme machte den Unterschied.

Zdenek fand keine ausreichende Verteidigung mehr, versuchte noch 18…0-0-0 und musste nach 19.La6+ Kb8 20.Lf4! (mit Matt in 6) die Waffen strecken. Zu seiner Ehrenrettung sei erwähnt, dass er mit Moritz Lauer und dessen Wertung von 2429(!) den nominell stärksten Spieler der Liga zum Gegner hatte und eine Niederlage gegen dieses Kaliber ganz sicher keine Schande ist. (0-1)

An Brett 5 (S) verteidigte sich Stephan Schmahl Damenindisch und konnte in einem ruhigen Abspiel der Hauptvariante schnell eine ausgeglichene Stellung erreichen:

Brett 5: Nicht viel los am Brett von Stephan.

Zwar konnte der Herzogenauracher leichte optische Vorteile verbuchen, doch durch präzises Spiel gelang es Stephan die Partie im Gleichgewicht zu halten. Nach Damen- und Turmtausch bot er folgerichtig Remis an, was nach kurzer Bedenkzeit angenommen wurde:

Brett 5: Nach 23 Zügen war die Luft weitestgehend raus und die Kontrahenten einigten sich auf Remis.

Keine Partie, die einen Schönheitspreis verdient hätte, aber zumindest ein sicheres Schwarz-Remis in einem auf Messers Schneide stehenden Wettkampf. Wer konnte schon ahnen, dass es das einzige Unentschieden an diesem Tag bleiben sollte? (½-1½)

An Brett 8 (W) bekam Miroslav Kalous in einer unregelmäßigen Eröffnung schon nach wenigen Zügen die Chance auf ein ungewöhnliches, aber chancenreiches Bauernopfer:

Brett 8: Nach verhaltener Anfangsphase hätte Mirek hier zum überraschenden Bauernopfer 5.e4! greifen können mit der möglichen Folge 5…Lxe4 6.Sc3 Lb7 7.d5 mit scharfem Spiel und guten Chancen für Weiß.

Entsprechend seinem Charakter wählte er aber 5.e3 und die Partie mündete zunächst in ruhiges Fahrwasser. Nach weiteren ungewöhnlichen Zügen auf beiden Seiten bot sich dem Windischeschenbacher die nächste Gelegenheit:

Brett 8: Mit 10.d5! konnte Mirek die Initiative übernehmen und klaren Vorteil erlangen.

Er wählte jedoch 10.Se5? und nach Abtausch mehrere Figurenpaare hatte der Herzogenauracher eine ausgeglichene Stellung erreicht, die er jedoch gleich im nächsten Zug wieder verdarb. Mirek gewann eine Qualität für einen Bauern, fand aber keinen klaren Weg zum Gewinn, so dass die Partie mehrfach hin und her wogte. Beide Seiten ließen selbst beste Gelegenheiten ungenutzt, doch am Ende gelang es dem Weißen doch noch entscheidend in die schwarze Stellung einzudringen:

Brett 8: Nach 30.De8+ Kg8 31.Te7! brach die schwarze Stellung zusammen. Der schwarze Springer ist überlastet, da er selbst hängt und nach einem Wegzug die Verteidigung des Lf8 aufgeben muss.

Der Versuch den Kopf mit 31…Se5 aus der Schlinge zu ziehen, scheiterte an 32.Txe5! und da Weiß nun wegen der ungedeckten schwarzen Dame einen ganzen Turm für nur zwei Bauern aufwies, gab sich der Gast wenige Züge später geschlagen. (1½-1½)

An Brett 6 (W) bekämpfte Jaroslav Illetsko die Sizilianische Drachenvariante seines Gegners mit dem Maroczy-Aufbau. Der Kampf tobte um die Vorherrschaft im Zentrum, das Weiß mit zwei Bauern besetzt hatte und Schwarz mit Figurenspiel unter Druck zu setzen versuchte. Lange Zeit blieb die Stellung im Gleichgewicht, wobei die Chancen mit dem weit vorgerückten a-Bauern für Schwarz zwar günstiger aussahen, Jaroslav seine Position aber hätte stabilisieren können:

Brett 6: Mit dem Universalzug 23.Sge2! hätte Jaroslav seine Figurenaufstellung harmonisieren und die Stellung ausgleichen können. Der untätige Springer auf g3 hätte mit einem Schlag seine Kollegen auf c1, c3 und f4 überdeckt und somit mögliche schwarze Taktiken von vornherein vereitelt.

Doch leider wählte der Windischeschenbacher 23.Tdc2?? und schwächte damit das Feld d3 fatal. Sein Gegner ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, tauschte auf e5 und drang mit dem Springer auf d3 ein:

Brett 6: Die partieentscheidende Gabel 25…Sd3.

Angesichts des kommenden entscheidenden Materialverlusts versuchte Jaroslav noch mit 26.Sd5 im Trüben zu fischen, doch der Herzogenauracher gab sich keine Blöße mehr und wickelte mit 26…Txc2 27.Txc2 Db7! präzise ab. Nach 28.De4 Dxd5 hatte er eine Figur mehr und Jaroslav warf das Handtuch. (1½-2½)

An Brett 2 (W) wählte Tobias Brunner gegen die Sizilianische Verteidigung wie üblich eine geschlossene Aufstellung. Schwarz expandierte am Damenflügel während Weiß seine Figuren zum Königsflügel manövrierte:

Brett 2: Der Herzogenauracher stemmte sich schon früh mit 11…f5 gegen den weißen Aufmarsch.

Zug um Zug nahmen Intensität und Komplexität, aber auch die Ungenauigkeiten und Fehler zu. Mehrfach springt der Computer in seiner Bewertung von +1 auf -1 und wieder zurück, was die Anspannung der Kontrahenten verdeutlicht. In haarsträubender Zeitnot schien es schließlich um den Gast geschehen zu sein:

Brett 2: Mit 27.Sg6+! hätte Tobias seinen Gegner vor unlösbare Probleme stellen können, doch er wählte 27.Tee3?? und produzierte damit den größten Enginesprung in dieser Partie von +5 auf -1! Nach 27…Dd4! wäre wieder Schwarz am Drücker gewesen mit guten Chancen sich zumindest zu retten.

Doch der enorme Zeitdruck verhinderte eine präzise Fortsetzung und sorgte sogar im Gegenteil zu weiteren Irrungen und Wirrungen:

Brett 2: Nach vertaner Chance war 28.Sg6+! hier noch gut für ein Remis, aber Tobias setzte angesichts der gegnerischen Zeitknappheit und des Mannschaftsrückstands alles auf eine Karte, spielte 28.Txe8?? und wäre nach 28…Lxe8! selbst auf Verlust gestanden.

Nach dem natürlich aussehenden 28…Txe8? ist die Stellung für den Computer wieder ausgeglichen, doch die Zeitnot war noch lange nicht überstanden:

Brett 2: Mit dem coolen 29…Tb8 konnte Schwarz die beiden angegriffenen Figuren retten, doch er zog impulsiv 29…Da1+?? und das Verhängnis nahm endgültig seinen Lauf.

Nach 30.Kh2 fehlte die schwarze Dame in der Verteidigung, so dass der eben noch rettende 30…Tb8 an 31.Sg6+! mit vernichtendem Angriff gescheitert wäre. In seiner Not warf der Gast mit 30…Te1 die letzten Reserven nach vorne, doch diesmal ließ sich Tobias die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und kombinierte seinen Angriff mit Figurengewinn und Generalabtausch zu einem leicht gewonnenen Endspiel:

Brett 2: Mit 43.Lxf5 gewann Tobias einen weiteren Bauern und zwei Züge später die Partie.

Die Zeitkontrolle hatte der Herzogenauracher wie durch ein Wunder noch geschafft, doch auf dem Weg dorthin die Übersicht und damit die Partie verloren. Ein wildes Gefecht mit einem für uns guten, aber lange Zeit unvorhersagbaren Ergebnis. (2½-2½)

An Brett 3 (S) begegnete Christian Müller der Abtauschvariante im Damengambit mit dem zweischneidigen Ragozin-System. Die Stellung war beiden Spielern bestens vertraut und so folgte man 12 Züge lang bekannter Theorie. Mit dem (wieder verflixten?) 13. Zug verließ der Herzogenauracher aber den Pfad der Tugend:

Brett 3: Als richtig bekannt ist 13.Sge2 mit ausgeglichener Stellung, doch der Gast spielte 13.Le2? und sah sich nach 13…gxh4! mit diversen Problemen konfrontiert.

Christian packte die Gelegenheit beim Schopfe und vergrößerte seinen Vorteil über die nächsten Züge mit geradezu chirurgischer Präzision. In laut Computer bereits gewonnener Stellung verpasste er dann leider die klarste Fortsetzung zum Gewinn:

Brett 3: Mit 19…Txg2! hätte Christian seine fantastische Leistung krönen können. Nach 20.Lf3 h3! ist die weiße Stellung aufgabereif. Leider verpasste er diese Möglichkeit und spielte stattdessen 19…Lg4, was aber immer noch in Ordnung und zum Gewinn ausreichend war.

In der Folge kam es zum Generalabtausch und übrig blieb ein klar gewonnenes Turmendspiel:

Brett 3: Weiß hat zwar nur einen Bauern weniger, aber seine Stellung ist völlig hoffnungslos.

Christian ließ nichts mehr anbrennen und zwang seinen Gegner direkt nach der Zeitkontrolle zur Aufgabe. Eine großartige Vorstellung und ein enorm wichtiger Punkt für unsere Mannschaft! (3½-2½)

An Brett 4 (W) duellierte sich Philipp Mark mit seinem Gegner in einem der tiefst analysierten Systeme der Königsindischen Verteidigung, der sogenannten Mar-del-Plata-Variante. Die beiden Kontrahenten spulten im Blitztempo 15 Züge Theorie herunter, bevor Philipp im 16. Zug anscheinend eine Neuerung präsentierte:

Brett 4: Der Theoriezug ist 16.Sf2, um die eigene Verteidigung nicht außer Acht zu lassen. Philipp zog aber das anscheinend noch nie gespielte 16.c6, womit der Computer nicht minder zufrieden war.

Nach vollendetem Aufmarsch aller Kräfte verschärfte sich die Situation zusehends und gipfelte in einem überraschenden Scheinopfer des Schwarzen im Zentrum:

Brett 4: Schwarz hat aktuell nur einen Bauern für einen Läufer, doch bei Weiß hängen zwei Figuren. Laut Computer hätte Philipp mit 23.Ta4! exd3 24.Lxd3 wegen der Schwäche der weißen Felder im schwarzen Lager einen schönen Vorteil erlangen können, doch er wählte 23.Lb2?! und die Stellung war ausgeglichen.

Da beide Könige offen wie ein Scheunentor waren, konnte jeder Fehltritt zu einer Katastrophe führen, wie die Situation im 28. und 29. Zug verdeutlicht:

Brett 4: Schwarz hatte gerade mit dem logisch aussehenden 28…Tb8? (richtig war 28…De8=) seine letzte Figur aktiviert und Philipp seinen Bauern b5 mit 29.Db1? gedeckt. Viel besser war jedoch 29.Th3! mit der Idee Th5 und h4, wonach der schwarze Monarch plötzlich in Bedrängnis gerät.

Der Herzogenauracher spielte weiterhin kompromisslos auf Sieg und schreckte auch vor einem Qualitätsopfer nicht zurück:

Brett 4: Schwarz sah die Chance gekommen ein Ungleichgewicht herzustellen und spielte 31…Txe6!? 32.dxe6 Dxe6, was ihm praktische Chancen gab, auf Gewinn zu spielen.

Die Lage blieb weiterhin angespannt und verharrte in einem dynamischen Gleichgewicht, Bis Philipp kurz vor der Zeitkontrolle der entscheidende Fauxpas unterlief:

Brett 4: Mit 38.De2 war das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, doch Philipp wollte die letzten Züge vor der Zeitkontrolle schnell hinter sich bringen und spielte 38.Th6+??, wohl in der irrigen Annahme, Schwarz wäre zu 38…Kf7 gezwungen und er könnte auf diese Weise die Züge wiederholen.

Nach 38…Kg7! 39.Th5 Kg6! wurde er aber jäh aus allen Träumen gerissen und musste sich von seinem eingesperrten Turm verabschieden. Er fand zwar noch einen Weg, zwei Bauern für seinen Turm zu erhalten, doch am Ende war er gegen die schwarze Übermacht chancenlos und musste sich nach 62 Zügen geschlagen geben. (3½-3½)

An Brett 7 (S) gelang es Jindrich Novak schon im 2. Zug jeglicher Theorie auszuweichen:

Brett 7: Der Zug 2…Ld7?! wurde tatsächlich schon gespielt, hat aber sicherlich keinen guten Ruf.

Nach einigen Zügen entwickelte sich die anfangs neuartige Stellung zu einem fast normalen Königsinder. Scheinbar angestachelt durch die überraschende schwarze Eröffnungsbehandlung begann auch der Herzogenauracher ungewöhnliche Manöver zu vollführen. Der Computer sieht Weiß zwar stets im Vorteil, ein klarer Plan war jedoch nicht zu erkennen. Sage und schreibe erst im 17. Zug machte Jindrich seinen dritten Bauernzug, der den Beginn einer großen Abtauschaktion markierte. Nach Abschluss der selben stand ein völlig ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel auf dem Brett:

Brett 7: Nach ungewöhnlichem Partieverlauf war ein gewöhnliches Endspiel entstanden.

Bis zur Zeitkontrolle lichtete sich das Feld weiter, wobei Jindrich zwar einen Freibauern bilden konnte, dieser aber zuverlässig blockiert war, so dass die Stellung weiterhin im Gleichgewicht blieb:

Brett 7: Auch nach 42 Zügen konnte keine der beiden Parteien einen Vorteil verzeichnen.

Niemand hätte sich beschwert, wenn ein Remis vereinbart worden wäre, doch anscheinend war keiner der Kontrahenten gewillt klein beizugeben und so plättscherte die Partie weiter vor sich hin. Im 59. Zug kam es schließlich zum Damentausch, was das Signal für die Könige war, aktiv ins Geschehen einzugreifen. An der Einschätzung der Stellung änderte dies jedoch weiterhin nichts. Nichtsdestotrotz gewann der schwarze Freibauer an Wert, was nach einem Fehler des Weißen urplötzlich zu Vorteil für Jindrich führte:

Brett 7: Nach dem richtigen 62.Td1 wäre das Remis wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, doch der Herzogenauracher wählte 62.Tf3? und nach 63…Td6! stand Jindrich plötzlich auf Gewinn!

Der Nachziehende überführte seinen König nach d5 und sein Turm drang über c6 und c3 in die weiße Stellung ein. Beide Türme bedienten sich an den ungeschützten Bauern im Hinterland des Gegners, scheinbar mit dem besseren Ende für Schwarz:

Brett 7: Praktisch jeder Zug gewinnt für Schwarz bis auf einen. Jindrich zog 77…Ke4?? und hätte sich nach 78.f6 b4 77.Txb4! mit einem Remis begnügen müssen. f- und h-Bauer werden getauscht und mit dem König vor dem letzten verbliebenen Bauern ist die Stellung theoretisch Remis.

Doch neben seiner stoischen Ruhe und seinem unbändigen Kampfgeist weist Jindrich noch eine weitere sehr wertvolle praktische Eigenschaft auf. Er spielt sehr schnell und bringt seine Gegner damit immer wieder unter Zeitdruck, was in diesem Fall vermutlich der Grund für den am Ende sicher etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Erfolg war. Zermürbt vom stundenlangen Kampf und der dauerhaften Zeitnot fand der Gast die rettende Abwicklung nicht und musste schließlich im 88. Zug konsterniert die Waffen strecken. (4½-3½)

Und hier noch einmal alle Paarungen und Ergebnisse im Überblick:

Mit diesem grandios erkämpften Sieg ziehen wir wieder an den Gästen vorbei und werden die Saison damit definitiv mindestens auf dem 4. Platz beenden. Für uns als Aufsteiger eine mehr als respektable Leistung! Da wir aber nun schonmal 3. sind, wollen wir diesen Platz auch im letzten Spiel in Kelheim verteidigen!

Es folgt die aktuelle Tabelle:

In der 9. und letzten Runde am 28. April sind wir zu Gast beim stark abstiegsgefährdeten SK Kelheim, der zuletzt in nahezu bestmöglicher Aufstellung einen klaren 5½-2½ Auswärtssieg in Würzburg einfahren konnte. Somit kommt es für unsere oberpfälzer Rivalen zum Showdown, in dem für sie nur ein Sieg zählt. Es ist also mit einem harten Fight zu rechnen, den wir aber völlig entspannt und mit unserem von Runde zu Runde gewonnenen Selbstvertrauen angehen werden!