Am vergangenen Samstag stand in Postbauer-Heng der zweite Doppelspieltag der Jugend-Landesliga Nord auf dem Programm. Dort trafen sich alle acht Mannschaften der Liga. Unser Jugendteam machte sich dabei um 8:00 Uhr auf den Weg in die oberpfälzer Marktgemeinde an der Grenze zu Mittelfranken, um nach knapp zwölf Stunden mit überraschenden vier Mannschaftspunkten im Gepäck wieder heimzukehren.
In der Vormittagsrunde saßen unsere Jugendlichen nur drei Gegenspielern vom SC Höchstadt an der Aisch gegenüber. Die Mittelfranken, die „schachpolitisch“ in Oberfranken angesiedelt sind, mussten kurzfristig auf einen Spieler verzichten, so dass Benedikt Sperber an Brett vier zu einem kampflosen Sieg kam. Im Vertrauen auf die vorderen Bretter einigte sich Christian Kraus an Brett drei mit seinem Kontrahenten sehr früh auf ein Remis. Diese Rechnung ging auf, denn am Spitzenbrett erreichte Philipp Mark gegen das Londoner System schon nach der Eröffnung eine bequeme Stellung. Nachdem er insbesondere mit seinen Schwerfiguren immer mehr positionellen Druck ausüben konnte, unterlief seinem Gegner ein Fehler, der Material kostete und wonach dieser sofort aufgab. Nun wollte auch noch Milo Müller an Brett zwei einen ganzen Punkt zum bereits feststehenden Mannschaftserfolg beisteuern. Im geschlossenen Sizilianer konnte er früh eine Initiative am Königsflügel entwickeln. Nach einem größeren Handgemenge im Mittelspiel mündete die Partie in ein Läufer- gegen Springerendspiel mit einem Mehrbauern. Allerdings wurde Milos Bedenkzeit allmählich knapp – in der Jugend-Landesliga wird ohne Inkrement gespielt. Kurz vor der entscheidenden Umwandlung eines Bauern in eine Dame, aber mit nur 45 Sekunden auf der Uhr, gab sein Kontrahent auf, womit ein 3,5:0,5 Sieg feststand.
Nach einem türkisch-italienischen Mittagessen ging unser Team gut gestärkt, aber als krasser Außenseiter in das Match gegen den Traditionsverein SC 1868 Bamberg. Hier wuchsen unsere Jugendlichen über sich hinaus. An Brett zwei hatte Milo Müller wieder einen geschlossenen Sizilianer auf dem Brett, wo er schon ausgangs der Eröffnung positionelle Vorteile hatte. Nach dem Übergang in ein damenloses Mittelspiel verwertete er sein Übergewicht in zwei Mehrbauern. Ohne jegliches Gegenspiel gab sein Gegner kurz danach auf. An Brett drei wehrte sich Christian Kraus gegen seinen 800 DWZ „schwereren“ Kontrahenten nach Kräften. In einer katalanischen Hauptvariante hatte der Bamberger aber die tieferen Theoriekenntnisse, wonach Christian immer mehr in die Defensive gedrängt wurde. Schließlich kostete dies zunächst eine Qualität und wenig später die Partie. Ohne Furcht wählte Benedikt Sperber am vierten Brett das Damengambit gegen seinen mehr als 700 DWZ höher eingeschätzten Gegenspieler. Im weiteren Verlauf übte er auf der halboffenen c-Linie vorbildlichen Druck mit seinen Schwerfiguren aus. Dieser mündete in einen Qualitätsgewinn. Anschließend nutzte Benedikt seinen Materialvorteil zu einem unwiderstehlichen Mattangriff. Mit dieser 2:1 Führung im Rücken erstickte Philipp Mark an Brett eins sämtliche Versuche seines Gegners, Vorteile zu erzielen, im Keim. In einer russischen Verteidigung erwiesen sich beide Spieler theoretisch gut vorbereitet. Nach und nach wurden immer mehr Figuren abgetauscht. Schließlich entstand in der letzten noch laufenden Partie im Turniersaal ein Bauernendspiel, in dem das Remis unausweichlich war. Somit stand ein völlig unerwarteter 2,5:1,5 Erfolg fest.