Am 8. und vorletzten Spieltag ging es für uns zum Tabellenvorletzten und stark abstiegsgefährdeten SC Postbauer-Heng. Für beide Mannschaften ging es um alles, für uns darum im Meisterschaftsrennen dran zu bleiben und für Postbauer um die vermutlich letzte Chance den drohenden Abstieg doch noch zu vermeiden. Dementsprechend stark und fast in Bestbesetzung waren die Teams aufgestellt und leisteten sich, von taktisch motivierten Ausnahmen abgesehen, bis zum Schluss einen erbitterten Kampf um jeden halben Punkt.
An Brett 1 (W) eröffnete FM Zdenek Haba mit dem Doppelschritt des c-Bauern, landete aber durch Zugumstellung im angenommenen Damengambit. Hier wählte er mit der Besetzung des Zentrums die aggressivste Vorgehensweise, doch sein Gegner zeigte sich gut vorbereitet und so kam es nach dem Rückgewinn des Bauern in völlig ausgeglichener Stellung zu einer dreimaligen Zugwiederholung und frühem Remisschluss. (½-½)
An Brett 2 (S) wählte Tobias Brunner gegen die angedeutete Reti-Eröffnung seines Gegners den klassischen Zentrumsvorstoß mit dem d-Bauern. Durch Zugumstellung manövrierten sich die Kontrahenten über das abgelehnte Damengambit schließlich in die Katalanische Eröffnung. Bis zum Abschluss der Figurenentwicklung gingen beide Spieler sehr vorsichtig zu Werke und schon im 13. Zug wurde in völlig ausgeglichener Stellung die Remisvereinbarung unterzeichnet. (1-1)
An Brett 4 (S) sah sich Philipp Mark mit der Wiener Partie konfrontiert, die nach wenigen Zügen zu einem Vierspringerspiel mutierte. Schon im 8. Zug wagte der Postbauerer einen riskanten Zentrumsvorstoß auf den Philipp sich jedoch bestens vorbereitet zeigte. Nach einem Schlagabtausch in der e-Linie kam der Gastgeber in Schwierigkeiten, denn obwohl beide Spieler das Rochaderecht verloren hatten, erwies sich die weiße Königsstellung als wesentlich anfälliger. Als auch noch Zeitdruck für den Gegner hinzukam, ließ sich der Windischeschenbacher die Initiative nicht mehr entreissen und brachte die Figurenkoordination seines Kontrahenten gehörig durcheinander. Bereits in hochgradiger Zeitnot vermochte der Heimspieler seine Verteidigung nicht mehr zu organisieren, verlor eine Figur und wurde zu guter Letzt auch noch matt gesetzt. (1-2)
An Brett 6 (S) versuchte Jindrich Novak seinen Gegner schon mit den ersten Zügen aus der Theorie zu bringen, was schließlich zu einem unregelmäßigen Damenbauernspiel und völlig unbekannten Stellungsbildern führte. Nichtsdestotrotz schien der Weiße die etwas besseren Aussichten zu haben, doch dann fand Jindrich ein starkes Schein-Springeropfer, das ihm kompletten Ausgleich bescherte. Im Mittelspiel hielt sich die Partie dauerhaft die Waage und nachdem alle Leichtfiguren getauscht waren, bot der Postbauerer in einem reinen und völlig ausgeglichenen Schwerfigurenendspiel Remis an, das aber zur allgemeinen Überraschung abgelehnt wurde. Im Bestreben sein Weiterspielen zu rechtfertigen, überzog der Windischeschenbacher dann jedoch gewaltig und fand sich plötzlich in einer glatten Verluststellung wieder. Nur der gegnerischen Zeitnot hatte er es zu verdanken, dass nicht schon nach wenigen Zügen der Vorhang fiel. Mehrfach ließ der Gastgeber leichte Gewinne aus, nur um direkt nach der Zeitkontrolle seinen gesamten Vorteil zu vergeben. Eigentlich schien das Remis nun beschlossene Sache zu sein, doch dann griff Jindrich schwer daneben und sein Gegner hätte wieder gewinnen können. Doch er fand die versteckte Wendung nicht und stellte zum Entsetzen der Heimmannschaft drei Züge später die Partie endgültig ein. Eine Achterbahn der Gefühle mit einem mehr als glücklichen Ende für uns. (1-3)
An Brett 8 (S) wendete Jungtalent Milo Müller als würdiger Vertreter des erkrankten Jaroslav Illetsko die Sizilianische Verteidigung an, die von seinem Gegner in die Rossolimo-Variante gelenkt wurde. In einem schwerblütigen Zentrumskampf erarbeitete sich der Postbauerer einen kleinen Vorteil, den er dank Milos umsichtiger Stellungsbehandlung jedoch nicht in etwas Greifbares umwandeln konnte. Um den 20. Zug herum wendete sich das Blatt und der Windischeschenbacher hätte nun seinerseits Vorteil erreichen können, doch er ging an dieser Chance vorbei und so landete man in einem etwa ausgeglichenen Turm- und Springerendspiel. Als dem Heimspieler bei beidseitig knapp werdender Bedenkzeit ein Fehler unterlief, hätte Milo eine Gewinnstellung erreichen können, doch leider verpasste er die Gelegenheit. Zwei Züge später stellte er die Partie eigentlich ein, doch wie durch ein Wunder stimmte sein Gegner einem Remis durch Zugwiederholung zu. Ein skurriles Ende einer interessanten und spannenden Partie. (1½-3½)
An Brett 5 (W) wurde Stephan Schmahl mit der Altindischen Verteidigung konfrontiert und entschied sich zur üblichen Besetzung des Zentrums mit drei Bauern. Sein Gegner zeigte sich gut vorbereitet, wählte eine interessante Nebenvariante und erreichte schon bald nach der Eröffnung eine ausgeglichene Stellung. Auf der Suche nach einem nicht vorhandenen Vorteil verbrauchte Stephan schon bis zum 20. Zug einen Großteil seiner Bedenkzeit und war in der Folge gezwungen schneller zu ziehen. So kam es zu einigen Ungenauigkeiten, die sein Gegner jedoch nicht ausnutzte. Das Blatt wendete sich als der Heimspieler sich in eine passive Stellung drängen ließ und fortan nur noch mit Verteidigung beschäftigt war. Bei inzwischen beidseitig knapper Bedenkzeit fand der Windischeschenbacher jedoch keinen gewinnverheissenden Plan und verspielte seinen Vorteil wieder. Kurz vor der Zeitkontrolle überschlugen sich die Ereignisse und innerhalb von drei Zügen stand Stephan zweimal auf Gewinn, übersah zu seinem Leidwesen aber beide Möglichkeiten. Als er schließlich keinen Vorteil mehr entdecken konnte, wickelte er durch Zugwiederholung zum Remis ab. (2-4)
An Brett 3 (W) wählte Christian Müller gegen die Sizilianische Verteidigung erneut die Alapin-Variante, die schließlich in eine typische Mittelspielstellung mit einem schwarzen Isolani auf d5 mündete. Christian behandelte die Stellung umsichtig und versuchte lange Zeit einen kleinen Vorteil zu bewahren, doch auch sein Gegner zeigte sich auf der Höhe des Geschehens und konnte das Gleichgewicht halten. Als eigentlich schon alles auf ein Remis hindeutete, unterlief dem Windischeschenbacher direkt nach der Zeitkontrolle ein schwerer Fehler, von dem er sich nicht mehr zu erholen vermochte. Sein König wurde paralysiert und so hatte der Gegner auf dem ganzen Spielfeld freie Hand für die entscheidende Aktion. Als das Eindringen des gegnerischen Königs in die eigene Stellung nicht mehr zu verhindern war, gab Christian die aussichtslose Partie auf. (3-4)
An Brett 7 (W) spielte Miroslav Kalous gegen eine Art Wolga-Gambit, gab den Bauern aber sofort auf b6 zurück. Nach wenig überzeugender Stellungsbehandlung seines Gegners und einer eher untypischen Abriegelung des Zentrums hätte Mirek schon früh einen klaren Vorteil erreichen können, entschied sich aber für das Öffnen des Zentrums, um so Druck gegen den rückständigen Bauern auf d6 auszuüben. Es entwickelte sich ein lebhaftes Mittelspiel, in dem beide Kontrahenten starke Springervorposten in der Brettmitte etablieren konnten. Der Windischeschenbacher blieb lange Zeit Herr der Lage, manövrierte geduldig und konnte als Aktivposten das Läuferpaar verzeichnen. Doch als er gleich mehrfach den starken Bauernhebel b4 verpasste, konnte sein Gegner die Chancen wieder ausgleichen. Kurz vor der Zeitkontrolle unterlief dem Postbauerer dann ein schwerer Fehler, der nicht nur einen wichtigen Bauern kostete, sondern auch noch zu einer passiven Verteidigungsstellung ohne Gegenspiel führte. Mirek nutzte die sich bietende Gelegenheit und avancierte letztendlich zum Matchwinner. Er ließ seinen Gegner nicht mehr zur Ruhe kommen, gewann einen zweiten Bauern und zwang seinen Kontrahenten kurz vor dem Matt zur Aufgabe. (3-5)
Nach diesem mehr als hart erkämpften Sieg bleibt die Tabellensituation nahezu unverändert. Leider ist uns nur eine minimale Reduzierung des Rückstands um einen halben Brettpunkt gelungen, so dass wir in der letzten Runde auf Schützenhilfe aus Forchheim angewiesen sind, um unseren Traum von der Meisterschaft tatsächlich noch zu verwirklichen.
Zum Saisonfinale empfangen wir am 23. April den SK Herzogenaurach, ein Team das mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat und deshalb völlig unbeschwert aufspielen kann. Um unsere Chancen zu bewahren ist ein Sieg Pflicht, was unter den beschriebenen Umständen sicher kein Selbstläufer werden wird, wie auch die nur äusserst knappe 3.5-4.5 Niederlage von Herzogenaurach gegen Regensburg gezeigt hat. Lachender Dritter könnte zudem die SGem Fürth werden, die im Falle eines Sieges von Forchheim in Regensburg und eines Unentschiedens von uns mit einem Sieg gegen den bereits feststehenden Absteiger Büchenbach im letzten Augenblick an allen Konkurrenten vorbeiziehen könnte. Das witzige LigaOrakel hat sich die Mühe gemacht, die Wahrscheinlichkeiten auszurechnen und visuell aufzubereiten. Genießen wir einfach die Vorhersage, freuen uns auf eine spannende letzte Runde und nehmen es wie es kommt!