Am 6. Spieltag kam es zum oberpfälzischen Duell beim TSV Kareth-Lappersdorf. Die Ausgangsituation konnte nicht unterschiedlicher sein, hatte die Heimmannschaft doch noch Chancen auf die Meisterschaft während wir uns tief im Abstiegskampf befanden. Nichtsdestotrotz waren wir in Bestaufstellung optimistisch in diesem „Lokalderby“ mithalten zu können und stellten dies in einem dramatischen Finale zum enorm wichtigen 4½-3½ Auswärtssieg eindrucksvoll unter Beweis.
An Brett 3 (W) wählte Christian Müller gegen seinen prominenten Gegner und dessen Sizilianische Verteidigung die Rossolimo-Variante, die nach einigen weiteren Zügen in einer ausgeglichenen Maroczy-Struktur landete. Nach einem unglücklichen Manöver von Christian neigte sich die Waagschale zu Gunsten von Schwarz, doch zu unserem Glück fand der Karether nicht die beste Fortsetzung und vergab seinen Vorteil wieder. Wenige Züge später einigte man sich in völlig ausgeglichener Stellung auf Remis. (½-½)
An Brett 4 (S) landete Philipp Mark durch Zugumstellung aus einem Damenbauernspiel in der Panov-Variante der Caro-Kann-Verteidigung. Wie üblich in dieser Eröffnung erhielt Weiß etwas Raumvorteil, musste dafür aber einen Isolani in Kauf nehmen. Nach dem anschließenden Damentausch verflachte die Partie zusehends, so dass kurze Zeit später ein leistungsgerechtes Remis vereinbart wurde. (1-1)
An Brett 2 (S) entschied sich FM Zdenek Haba in der Sizilianischen Verteidigung für die Kan-Variante, in der der Computer dem Weißen einen kleinen aber dauerhaften Vorteil attestiert. Die schwarze Stellung war etwas gedrückt und nach der sehr riskanten langen Rochade und einem anschließenden Fehler urplötzlich glatt verloren. Doch Zdenek hatte Glück im Unglück als sein Gegner ein paar Züge später statt aggressiv am Damenflügel vorzugehen einen passiven Springerzug machte, der seinen Vorteil komplett verschenkte, was als logische Konsequenz ein schnelles Remis zur Folge hatte. (1½-1½)
An Brett 7 (W) spielte Jaroslav Illetsko gegen die Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung, die sich nach wenigen Zügen zu einem Hybriden mit der Sweschnikov-Variante entwickelte. In einem strategisch interessanten Kampf geriet Jaroslav im 16. Zug vom rechten Wege ab und fand sich sechs Züge später in einer Verluststellung wieder. Er versuchte noch die Stellung zu verkomplizieren und wäre beinahe erfolgreich gewesen. Ein Fehler seines Gegner brachte ihn zurück ins Spiel, doch die prompte Retourkutsche war letztendlich zu viel, so dass er sich kurz darauf geschlagen geben musste. (1½-2½)
An Brett 6 (S) verteidigte sich Milo Müller mit der Drachenvariante der Sizilianischen Verteidigung auf die sich sein erfahrener Gegner aber nicht einließ und in einen geschlossenen Aufbau überleitete. Es entwickelte sich ein übliches langsames Spiel mit strategischen Figurenmanövern auf beiden Seiten. Der schwarze Vormarsch am Damenflügel war vielversprechend, doch als Milo die weißen Gegenmaßnahmen seinerseits im Zentrum kontern wollte, geriet er auf die schiefe Bahn. Die zunehmend taktische Stellung entglitt ihm mehr und mehr bis er schließlich einen Bauern verlor und in hoffnungsloser Stellung die Waffen strecken musste. (1½-3½)
An Brett 5 (W) ging Stephan Schmahl gegen die Philidor- bzw. Pirc-Verteidigung aggressiv mit einem Dreibauern-Angriff vor und konnte schnell eine aussichtsreiche Stellung erreichen. Scheinbar überrascht, unterlief dem Karether ein Fehler, der ihn bereits in einer Verluststellung landen ließ. Stephan fand zwar nicht die optimale Fortsetzung, konnte aber trotzdem klaren Vorteil bewahren. Im damenlosen Mittelspiel entwickelte sich die weiße Initiative zusehends. Schließlich drang Stephan mit seinen Figuren in die schwarze Stellung ein und setzte den gegnerischen König matt:

Eine von Anfang bis Ende gut gespielte Partie, die uns noch einmal hoffen ließ. (2½-3½)
An Brett 1 (W) bekämpfte Tobias Brunner die Damenindische Verteidigung seines Gegners zunächst mit einem ruhigen Aufbau. Bis weit hinein ins Mittelspiel blieb die Stellung im Gleichgewicht bis dem Karether Spitzenspieler unerwartet ein schwerer Fehler unterlief:

Der Heimspieler versuchte zwar noch sich durch Figurentausch zu entlasten, doch Tobias ließ sich nicht mehr beirren und nutzte seine überlegene Figurenstellung zu einem unwiderstehlichen Schlussangriff, der schließlich kurz vor der Zeitkontrolle zu entscheidendem Materialgewinn und Aufgabe seines Gegners führte. (3½-3½)
An Brett 8 (S) griff Miroslav Kalous zur Französischen Verteidigung gegen die sein Gegner die Vorstoß-Variante wählte. Schon nach vier Zügen hatte man bekannte Theoriepfade verlassen, doch da Mirek nicht die optimale Aufstellung fand, geriet er im Mittelspiel deutlich in Nachteil. Nach 15 Zügen stand Weiß auf Gewinn, doch fortan wechselte die Computer-Einschätzung nahezu von Zug zu Zug. Angesichts der vorher komplizierten Stellung kam es fast einem Wunder gleich, dass man nach 24 Zügen in einem völlig ausgeglichenen Doppelturmendspiel mit jeweils einer Leichtfigur landete:

Nach weiteren zehn Zügen fand der Windischeschenbacher als erster eine Möglichkeit zumindest einen Hauch von Initiative zu entwickeln, doch an der generellen Einschätzung änderte sich nichts. Im Bestreben den vollen Punkt zu erspielen, überzog Mirek und hätte mehrfach in einer klar schlechteren Stellung landen können, was sein Gegner jedoch jeweils übersah. Aber er spielte nicht nur unverdrossen weiter, sondern setzte schließlich alles auf eine Karte und hatte Erfolg:

Mit Turm und Läufer weniger war weiterer Widerstand zwecklos, so dass der Heimspieler wenige Züge später das Handtuch warf. Ein großer Kampf mit einem glücklichen Ende für uns! (4½-3½)
Durch diesen hart erkämpften, wenn auch am Ende glücklichen Sieg, haben wir uns vorerst von den Abstiegsplätzen entfernt. Ein Ruhekissen ist das jedoch nicht, geht es doch im Tabellenkeller in dieser Saison enger zu als je zuvor. Im nächsten Heimspiel gegen Bad Königshofen sollten wir unseren Aufwärtstrend unbedingt bestätigen, um nicht schließlich am unteren Ende unserer Berg- und Talfahrt zu landen.