Vor dem letzten Spieltag war unsere Zweite nach einer Niederlage gegen den SK Kelheim auf den letzten Platz abgerutscht. Um dennoch dem Abstieg zu entrinnen, mussten wir mindestens drei Plätze gutmachen, was nicht einen Pflichtsieg für uns, sondern auch eine zwingende Niederlage für die Mannschaften bedeutete, die wir noch einholen wollten. Da die Plätze sieben bis neun gegen die ersten drei Mannschaften der Tabelle spielten, schien das auch gar nicht so weit hergeholt.

In Kampfeslaune empfingen wir daher den SV Oberviechtach. Unsere Gäste traten mit guter Aufstellung an, sodass beide Mannschaften auf dem Papier zwar gleich stark waren, allerdings an einzelnen Brettern die Unterschiede in der Wertung recht groß ausfielen.
Am fünften Brett verteidigte sich Svatoslav Zitek mit 1.b6, der Englischen Verteidigung. Nach 22 Zügen hatten sich bereits die Schwerfiguren und die weißfeldrigen Läufer abgetauscht, sodass man sich auf ein frühes Remis einigte. (0,5-0,5)
Am vierten Brett wählte Stefan Simmerl das Colle-System. Nach dem üblichen Bauerndurchbruch e4 konnte er seinen Zentrumsbauern auch nach e5 vorziehen, was ihm einen angenehmen Raumvorteil einbrachte. Wenig später tauschten sich bis auf die weißfeldrigen Läufer alle Leichtfiguren ab und trotz des besseren Läufers war die Stellung ausgeglichen, sodass man sich auf Remis einigte. (1-1)
Am Spitzenbrett spielte Bedrich Prochazka die Französische Verteidigung. Sein Gegner begann früh, den g-Bauern anzuschieben, um Bedrichs Königsstellung anzugreifen. Nachdem der Oberviechtacher lang rochierte, ergab sich mit einem Figurenopfer die Möglichkeit, die Bauern vor dem schwarzen König aufzubrechen:

Weiß hat seinen g-Bauern geopfert und legt mit 16. Sxg6 nach. Es folgt 16. …fxg6
17. Dxe6+.
Bedrich blockiert das Schach mit Turm nach f7 und Weiß greift mit Lc4 weiter an. Das lässt 18. …Sd6 zu, auf den der Computer Bedrich sogar im Vorteil sieht. Die Stellung ist allerdings nicht leicht zu berechnen, und schon im nächsten Zug ist das nächste Materialopfer möglich:

Bedrich schlägt den Läufer auf c4, um seine Stellung zu entlasten. Es folgt 20. Txg7 Kxg7 und 21. Dh6+, woraufhin sich unser Spieler geschlagen geben musste. (1-2)
Am zweiten Brett eröffnete Andre Zimmermann mit dem Damengambit. Nachdem er lang rochierte und seinen schwarzfeldrigen Läufer gegen den f6-Springer tauschte, begann er mit h4 und g4 ebenfalls, einen Königsangriff vorzubereiten. Mit einem Bauernopfer gelang es ihm, die beiden Linien zu öffnen und mit seinen Schwerfiguren zu besetzen. Der unterentwickelte Oberviechtacher konnte nicht verhindern, dass die Weiße Dame in seine Königsstellung eindringt und gab sich nach einem Turmopfer geschlagen:

Nach 22. Txg6 gibt es ein erzwungenes Matt. Der Schwarzspieler ließ sich das aber nicht mehr zeigen und warf das Handtuch. (2-2)
An Brett drei wählte Johannes Denz die Indische Verteidigung. Der Weißspieler konnte zwar eine Bauernkette von c5 nach a3 etablieren, diese war durch die offene b-Linie aber ein gutes Angriffsziel für die schwarzen Schwerfiguren. Nachdem Johannes den rückständigen b-Bauern gewinnen konnte, führte eine Ungenauigkeit dazu, dass der Oberviechtacher seinen Freibauern bis nach c7 vorziehen konnte und die Partie damit wieder ausgeglichen war. In den taktischen Komplikationen verschob sich das Gleichgewicht allerdings wieder zu Gunsten des Windischeschenbachers:

Nach 30. Da2 Lxd4 steht Schwarz nach 31. Sxd4 leicht besser. Allerdings folgte 31. Se3, was nach 31. …Txb1! in Vorteil für Schwarz resultiert.
Am Ende der Abwicklung hätte Schwarz einen Bauern im Damenendspiel mehr, allerdings kommt ein Fehler selten allein:

Anstatt auf d4 zurückzunehmen, wollte Weiß das wohl verlorene Endspiel mit der schlechten Bauernstruktur vermeiden. Nach 35. … Le5 36. f4 Lb8 ist der Springer auf e8 eingesperrt und Weiß gab sich nach 37. …Kf8 geschlagen. (3-2)
Siefried Stelzer spielte an Brett sechs gegen die Caro-Kann-Verteidigung. Durch die aktiveren Figuren und Raumvorteil erreichte er im Mittelspiel eine angenehme Stellung und konnte schließlich einen starken Freibauern im Zentrum bilden:

Nach De8+ hätte der weiße Bauer freie Fahrt, stattdessen lässt Siegfried seinen Bauern sofort laufen. Ld7 ist aber ausreichend, um den weißen Trumpf aufzuhalten.
Zwar gewann Siegfried auch noch den b7-Bauern, nachdem sich die Damen tauschten war die Stellung allerdings wieder ausgeglichen. Schwarz übersah allerdings einige Züge später einen Angriff auf seinen Turm und gab sich geschlagen, als dieser ohne Kompensation vom Spielbrett ging. (4-2)
Am siebten Brett verteidigte sich Michael Betz Französisch. Der Weißspieler antwortete mit einer Nebenvariante und es tauschten sich einige Figuren ab, darunter auch die Damen. Im Zuge dieser Abwicklungen konnte Michael einen Bauern gewinnen. Dieser fand seinen Weg bis nach d3, wo er nach einem Fehlgriff des Weißen von Michael gedeckt werden konnte.

Nach f5 ist die schwarze Bauernkette nicht mehr aufzubrechen und verheißt gewinnbringenden Vorteil.
Michael entschied sich allerdings dafür, den schwarzen d- gegen den weißen b-Bauern zu tauschen, um ein Turmpaar vom Brett zu nehmen. Die Stellung war zwar noch immer gewonnen, aber nun um einiges schwerer zu spielen. Der verbliebene Turm konnte auf der dritten Reihe aktiv werden, nach einem überfrühten Durchbruch mit e5 konnte aber der weiße Turm den schwarzen h-Bauern ins Visier nehmen. Mit den beiden Freibauern auf der f- und e-Linie gegen den laufenden weißen h-Bauern war nun nichts mehr zu holen und man einigte sich auf Remis. (4,5-2,5)
Manfred Oppel wählte am achten Brett die Englische Eröffnung, die sein Gegner mit der symmetrischen Variante beantwortete. Während Manfred seine Bauern am Königsflügel anschob, stellte sich der Oberviechtacher Spieler zunehmend passiv. Nach einigen Abtäuschen konnte Manfred schließlich den schwarzen König freilegen:

Die schwarzen Figuren stehen nach wie vor passiv, während Manfreds in Richtung des schwarzen Königs schauen.
Der Schwarze war hier gezwungen, eine Qualität auf f6 zu opfern. Manfred tauschte daraufhin die Damen und wickelte ins Endspiel ab. Die meisten Bauern tauschten sich ab, allerdings tappte Manfred in eine Springergabel. Beiden Spielern blieb ein Turm und der a- beziehungsweise h-Bauer. Die Türme tauschten sich jeweils für die gegnerischen Bauern und auch diese Partie endete unentschieden. (5-3)
Die große Frage war nun, wie es unseren Abstiegskonkurrenten ergangen ist. Während die Begegnung Bad Kötzting-Nittenau mit 6-2 einen klaren Ausgang zu unserem Vorteil fand, trat Kelheim überraschend schlecht besetzt an und unterlag gegen Burglengenfeld. Sowohl Lappersdorf als auch die DJK Regensburg konnten aber mit 4,5-3,5 denkbar knapp gewinnen, sodass der Schlussstand der Tabelle wie folgt aussieht:

Damit war es uns tatsächlich noch gelungen, uns in der Oberpfalzliga zu halten!