Unsere Dritte schrammt an der goldenen Ananas vorbei

Am vorletzten Spieltag (für uns der letzte, weil wir in der Endrunde spielfrei sind) hatten wir die dritte Mannschaft des SK Schwandorf zu Gast. Für beide Teams ging es weder um Auf- noch um Abstieg, sondern eher um Spielpraxis und Spaß am Schach. Natürlich kämpft man auch in solchen Situationen und wo gekämpft wird passieren Ungenauigkeiten und Fehler. Davon gab es an diesem Tag viele! 

Es ging an Brett 4 bereits in der Eröffnung los. Christian Kraus spielte 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 und wieder einmal kam das ungenaue 3.Lc5 aufs Brett. Wie schon gegen Neustadt erreichte Christian mit dem Scheinopfer 4.Se5: Vorteil. Dann aber nahm das Verhängnis seinen Lauf: Nach 4….Se5: 5.d4 Ld4: 6.Dd4: d6 7.Lf4 Df6 gab es einige Züge, die den Vorteil festgehalten hätten. Christian spielte aber 8.Sd5, was auf den ersten Blick einen Bauern zu gewinnen scheint. Leider kann Schwarz aber mit 8…Sf3+ kontern, wonach Christian sofort aufgab. Tragisch ist, dass die Stellung allenfalls etwas besser für Schwarz ist, was aber schwer zu sehen ist. Nach 9.gf3: Dd4: 10.c3 hat auch die schwarze Lady keine guten Felder mehr und muss die Bühne verlassen.

An Brett 1 verteidigte sich Michael Betz mit dem klassischen Damengambit und folgte einem Rezept aus dem Buch von Nikolaos Ntirlis „Playing 1.d4 d5, A Classical Repertoire“. Allerdings verwechselte er zwei Varianten und wählte eine Zugfolge, die nur funktioniert, wenn Weiß im 8. Zug Dc2 statt Tc1 gespielt hat. So stellte sich heraus, dass nach dem 12. Zug ein schwarzer Bauer auf d5  von der Dame geschlagen werden kann. Michael bemerkte den Fehler und trug die unvermeidlichen Züge bis dahin schnell und Selbstbewusstsein vortäuschend vor und lehnte sich entspannt zurück, als es so weit war. Ob diese schauspielerische Leistung oder einfach nur Vorsicht den Ausschlag gaben ist fraglich. Jedenfalls glaubte der Gegner an die schwarze Kompensation (die objektiv nicht vorhanden ist) und ließ das Bäuerlein am Leben. Danach konnte Michael aber dem weißen Minimalvorteil standhalten. Weiß bot schließlich Remis und Michael akzeptierte, nachdem keine Chancen auf Gewinn zu spielen zu sehen waren.

Florian Süß an Brett 5 wählte den Aufbau, der meistens als Modern Defence bezeichnet wird oder nach dem Buch von Tiger Hillarp Persson als Tiger´s Modern. Ein System, bei dem man seine Züge gegen fast jeden weißen Aufbau hinstellen kann und so vor dem 10. Zug selten in Zeitnot kommt. Zeitnot ist bei Florian allerdings ohnehin nicht zu befürchten und sein junger Gegner spielte auch flott mit. Nach wechselhaftem Verlauf, hohem Seegang und an etlichen Riffen und Eisbergen vorbei segelten die Kontrahenten in ein Turmendspiel mit jeweils drei Bauern am Königsflügel  und einem schwarzen Freibauern auf der a-Linie. Der schwarze Turm war vor und der weisse hinter dem Bauern, theoretisch also Remis. Als auch noch die Bauern am Königsflügel vom Brett waren versuchte der unerfahrene Nachwuchsspieler mit dem König näher zu kommen. Das hätte Florian zu einer Umgehung nutzen können, wonach das Umwandlungsfeld für den Bauern frei und gedeckt gewesen wäre. Wenn der weisse Turm den Bauern aber auf a2 schlägt kommt ein Schach auf der zweiten Reihe und der Turm geht verloren. Diese Chance nutzte Florian nicht und der anschließende unrühmlich Versuch über 20 Züge mit Turm gegen Turm weiter zu spielen war auch nicht von Erfolg gekrönt.

Auch Markus Schwengler am dritten Brett baute sich mit der Modernen Verteidigung auf. Die Stellung ging in Königsindische Strukturen über, die aber nicht gerde bei den Hauptvarianten zu finden sind. Kreativität ist beim Schachspiel nicht verboten und oft besser, als Theorie-Varianten spielen zu wollen die man dann vergessen hat oder durcheinander bringt (wie am Spitzenbrett geschehen). Im Verlauf kam Markus aber in eine schwierige Stellung, die darin gipfelte, dass Gegner zwei Leichtfiguren gegen einen Turm gewinnen konnte. Nachdem er diese Möglichkeit verpasst hatte und weiterhin zu zögerlich spielte, konnte Markus schließlich ausgleichen und man einigte sich auf Remis.

Johanna Sperber an Brett 6 eröffnete mit dem Königsbauern und ließ sich gegen die Sizilianische Eröffnung mit einem soliden, aber zurückhaltenden Aufbau auf keine Verwicklungen ein. Im weiteren Verlauf kam bei einer Abwicklung aber ein Bauer abhanden. Aber auch dem Gegner unterlief ein Versehen, das eine Figur kostete. Johanna gab das Kompliment aber gleich darauf zurück und konnte sich mit einem Minusbauern durch aktives Spiel in einem Doppelturmendspiel in ein Dauerschach flüchten.

Am zweiten Brett spielten Manfred Oppel und sein Gegner die fehlerfreieste Partie der Wetkampfes. Manfred eröffnete, wer errät es, mit dem Doppelschritt des c-Bauern. Die Englische Eröffnung wird oder wurde früher auch „Bremer Partie“ genannt, nach dem Spieler Carl Carls, der jede Partie so eröffnete. Ein Spaßvogel soll ihm vor einer Partie einmal den c-Bauern ans Brett geklebt haben. Im Kreisliga-Duell entwickelte sich ein positioneller Kampf und beide Kontrahenten ließen sich nichts zu Schulden kommen und ein weiteres Remis war das logische Ergebnis.

So führte der einzige Verlust, der eigentlich keiner war zur 2,5-3,5 Niederlage, die so auch in Ordnung geht. „Wenn“…“hätte“—„wäre“…es hätte besser laufen können, aber auch schlechter! Im Schach wie auch im Leben weiß man immer nur, wie es gekommen ist. Was gewesen wäre, wenn man (oder beim Schach auch der Gegner) sich irgendwo anders entschieden hätte, erfährt man nicht!

Die goldene Ananas nicht gewonnen zu haben werden wir verschmerzen können…

Das Finale im Viererpokal ist erreicht!

Am vergangenen Sonntag kam es im Feuerwehrhaus zum mit Spannung erwarteten Halbfinale im Viererpokal gegen den Oberpfalzligisten DJK Regensburg-Nord. Die Gäste konnten in Bestaufstellung antreten und waren aufgrund ihres durchschnittlichen Ratingvorteils von 69 Punkten (2049 zu 1980) der Favorit in diesem Kampf. Doch unser Team war nicht nur gut aufgestellt, sondern auch hoch motiviert und konnte schließlich durch ein 2-2 dank Berliner Wertung glücklich aber verdient das Finale erreichen.

An Brett 1 (S) landete Stephan Schmahl durch Zugumstellung in einer günstigen Variante der Katalanischen Eröffnung. Er erhielt bequemes Spiel und hätte durch etwas mehr Genauigkeit sogar Vorteil erreichen können. Am Ende blieb die Stellung im Gleichgewicht und so bot der Regensburger im 20. Zug Remis an, das umgehend angenommen wurde. (½-½)

Brett 1: Um nicht längerfristig in einem Endspiel auf seinem Isolani sitzen zu bleiben, offerierte der Gast an dieser Stelle eine Punkteteilung.

An Brett 4 (S) verteidigte sich Philipp Mark Damenindisch. In einer der Hauptvarianten kam es schon nach wenigen Zügen zu mehrfachem Figurentausch, was zu einer ausgeglichenen Stellung führte. Im Laufe des Mittelspiels gelang es dem Gast Raumvorteil zu erzielen, doch der Versuch daraus durch Zentrumsöffnung Kapital zu schlagen, schlug fehl. Philipp gelang es die Stellung wieder auszugleichen und als er drohte nun selbst aktiv zu werden, schlug sein Gegner ein Remis vor, das nach kurzer Lagesondierung der anderen Bretter angenommen wurde. (1-1)

Brett 4: Nachdem er keine Möglichkeit zu einem Vorteil mehr entdecken konnte, bot der Regensburger mit seinem letzten Zug Remis an.

An Brett 3 (W) wählte Johannes Denz gegen die Sizilianische Verteidigung die Alapin-Variante, die bei offenem Zentrum zu sehr interessantem Spiel führte. Nach baldigem Damentausch entwickelte sich ein ausgeglichenes Endspiel, das aber noch viel Raum für ein Spiel auf Gewinn ließ. Auf dem Weg zur Zeitkontrolle verlor der Regensburger den Faden und fand sich plötzlich in einer Verluststellung wieder:

Brett 3: Mit 33.Tf5! startete Johannes den Angriff gegen die schwarzen Bauernschwächen. Mit seinem aktiven Turm, dem perfekt stehenden Sc4 und nur zwei Bauerninseln gegen vier bewertet der Computer die Stellung bereits als gewonnen für Weiß.

Da der Gast keine Lust auf eine passive Verteidigung hatte, setzte er alles auf eine Karte und versuchte einen Gegenangriff, der ihn jedoch vom Regen in die Traufe brachte:

Brett 3: Mit dem wunderbaren Zug 35.Se3! hätte Johannes die Partie praktisch sofort beenden können, doch in Zeitnot wählte er leider 35.Se5?? und musste sich nach 35…Tf2+ 36.Ke1 Sxe5! wegen der möglichen Gabel auf d3 mit einem nur noch leicht besseren Turmendspiel zufrieden geben.

Doch ein Unglück kommt selten allein und scheinbar enttäuscht vom Gang der Ereignisse überschritt der Windischeschenbacher völlig überraschend im 40. Zug die Zeit. Eine für Johannes traurige und insgesamt unverdiente Niederlage. (1-2)

An Brett2 (W) spielte Tobias Brunner wie üblich gegen die Sizilianische Verteidigung die geschlossene Aufstellung. In einer seltenen Nebenvariante gewann Tobias schnell die Oberhand und setzte den frisch gebackenen Vize-Oberpfalzmeister gehörig unter Druck:

Brett 2: Nach nur neun Zügen hatte Tobias eine gewinnverheißende Initiative entwickelt.

Der Regensburger verlor das Rochaderecht und musste ohne nennenswertes Gegenspiel in der Verteidigung verharren. Einige Züge später war es bereits um die schwarze Stellung geschehen:

Brett 2: Nach 23.Le2 war Materialverlust für den Gast nicht mehr zu vermeiden.

Im Prinzip hätte der Schwarze hier getrost aufgeben können, doch in Anbetracht des Pokalcharakters kämpfte er unverdrossen weiter und hoffte auf ein Wunder. Ein solches gestand ihm Tobis jedoch nicht zu, baute seinen Materialvorteil weiter aus und zwang ihn schließlich nach 57 Zügen zur Aufgabe. (2-2)

Durch diesen im Ergebnis glücklichen aber letztlich hochverdienten Sieg haben wir zum zweiten Mal in drei Jahren das Finale im Viererpokal erreicht! Unser Gegner wird wie vor zwei Jahren die SG Post-Süd Regensburg sein, ein Team gegen das wir wie immer klarer Underdog sind. Aber wir haben rein gar nichts zu verlieren und wollen und werden das Match einfach nur genießen!

Starke Leistung im Viererpokal

Am Sonntag, den 16. März reisten wir für das Viertelfinale im Viererpokal zum Landesliga-Konkurrenten des SK Schwandorf. Mit dem gewohnten Pokal-Team waren wir nominell nahezu exakt auf Augenhöhe, so dass es keinen Favoriten gab. Letztlich endete der Kampf mit einem erwartungsgemäßen 2-2, doch mit dem besseren Ende für uns aufgrund eines Sieges an Brett 1.

An Brett 2 (S) wählte Philipp Mark gegen die Reti-Eröffnung eine Damenindische Aufstellung und erreichte nach Ende der Figurenentwicklung eine ausgeglichene Stellung. In der Folge setzte der Weiße wenig ambitioniert fort und bot schon nach 16 Zügen remis an. Da sich an der Einschätzung der Stellung nichts geändert hatte, willigte Philipp nach kurzer Bedenkzeit ein. (½-½)

An Brett 4 (W) startete Rudi Schicker ebenfalls mit der Reti-Eröffnung, doch hier entschied sich sein Gegner für eine Königsindische Aufstellung. Das Mittelspiel lief leider gar nicht nach Rudis Geschmack und so wurde er mehr und mehr in die Verteidigung gedrängt. Seine passiven Figuren waren nicht in der Lage den Ansturm abzuwehren und so musste er sich angesichts schwere Materialverluste geschlagen geben. (½-1½)

An Brett 1 (W) bekämpfte Tobias Brunner die Sizilianische Verteidigung mit dem geschlossenen System. Nach einem vorsichtigen Abtasten verschärfte Tobias die Stellung durch die lange Rochade ganz erheblich, was zu einem Kampf auf Biegen und Brechen und einem Tanz auf der Rasierklinge führte. Beide Spieler warfen ihre Bauern gegen den gegnerischen König nach vorne, doch Tobias sicherte sich die bessere Ausgangslage:

Brett 1: Diese zweischneidige Stellung nach 17.h5 hält die Engine bereits als für Weiß gewonnen.

Der Schwandorfer fand weder ein entscheidendes Gegenspiel noch eine erfolgreiche Verteidigung und musste sich schließlich im Angesicht eines undeckbaren Matts geschlagen geben. (1½-1½)

An Brett 3 (S) verteidigte sich Stephan Schmahl Bogo-Indisch und landete nach 10 Zügen in einer soliden aber leicht schlechteren Position. Im Mittelspiel hielt er den Status Quo aufrecht bis ihm ein Fehler unterlief, der ihn in die Verteidigung drängte:

Brett 3: Nach dem weißen 18.c5 bahnte sich eine höchst schwierige Verteidigung für Stephan an.

Zu seinem Glück fand der Schwandorfer nicht den richtigen Plan, ließ die Auflösung der Damenflügelbauern zu und hatte so seinen Vorteil wieder verspielt. In beidseitiger Zeitnot wendete sich das Blatt und Stephan übernahm nicht nur das Kommando, sondern hätte nun seinerseits eine Gewinnstellung erreichen können:

Brett 3: Weiß hatte gerade den lästigen Springer auf c4 geschlagen, doch damit gab er Stephan die Möglichkeit sich einen starken Freibauern zu verschaffen. Leider wählte er jedoch 30…Dxc4?? wonach die Stellung wieder ausgeglichen war.

Bis zur Zeitkontrolle konnte Stephan zwar nochmals einen schönen Vorteil erreichen, doch am Ende entglitt ihm auch dieser und er forcierte ein zum Weiterkommen reichendes Remis durch Dauerschach. (2-2)

Nach diesem glücklichen aber nichtsdestotrotz erfreulichen Ausgang bescherte uns das Los im Halbfinale, das am 4. Mai stattfinden wird, ein Heimspiel gegen den starken Oberpfalzligisten DJK Regensburg-Nord.

Ein attraktiver Gegner, gegen den wir nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung werden bestehen können, um uns den Traum vom nächsten Finaleinzug nach 2023 zu erfüllen.

Big Point für die 1. Mannschaft

Am 6. Spieltag kam es zum oberpfälzischen Duell beim TSV Kareth-Lappersdorf. Die Ausgangsituation konnte nicht unterschiedlicher sein, hatte die Heimmannschaft doch noch Chancen auf die Meisterschaft während wir uns tief im Abstiegskampf befanden. Nichtsdestotrotz waren wir in Bestaufstellung optimistisch in diesem „Lokalderby“ mithalten zu können und stellten dies in einem dramatischen Finale zum enorm wichtigen 4½-3½ Auswärtssieg eindrucksvoll unter Beweis.

An Brett 3 (W) wählte Christian Müller gegen seinen prominenten Gegner und dessen Sizilianische Verteidigung die Rossolimo-Variante, die nach einigen weiteren Zügen in einer ausgeglichenen Maroczy-Struktur landete. Nach einem unglücklichen Manöver von Christian neigte sich die Waagschale zu Gunsten von Schwarz, doch zu unserem Glück fand der Karether nicht die beste Fortsetzung und vergab seinen Vorteil wieder. Wenige Züge später einigte man sich in völlig ausgeglichener Stellung auf Remis. (½-½)

An Brett 4 (S) landete Philipp Mark durch Zugumstellung aus einem Damenbauernspiel in der Panov-Variante der Caro-Kann-Verteidigung. Wie üblich in dieser Eröffnung erhielt Weiß etwas Raumvorteil, musste dafür aber einen Isolani in Kauf nehmen. Nach dem anschließenden Damentausch verflachte die Partie zusehends, so dass kurze Zeit später ein leistungsgerechtes Remis vereinbart wurde. (1-1)

An Brett 2 (S) entschied sich FM Zdenek Haba in der Sizilianischen Verteidigung für die Kan-Variante, in der der Computer dem Weißen einen kleinen aber dauerhaften Vorteil attestiert. Die schwarze Stellung war etwas gedrückt und nach der sehr riskanten langen Rochade und einem anschließenden Fehler urplötzlich glatt verloren. Doch Zdenek hatte Glück im Unglück als sein Gegner ein paar Züge später statt aggressiv am Damenflügel vorzugehen einen passiven Springerzug machte, der seinen Vorteil komplett verschenkte, was als logische Konsequenz ein schnelles Remis zur Folge hatte. (1½-1½)

An Brett 7 (W) spielte Jaroslav Illetsko gegen die Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung, die sich nach wenigen Zügen zu einem Hybriden mit der Sweschnikov-Variante entwickelte. In einem strategisch interessanten Kampf geriet Jaroslav im 16. Zug vom rechten Wege ab und fand sich sechs Züge später in einer Verluststellung wieder. Er versuchte noch die Stellung zu verkomplizieren und wäre beinahe erfolgreich gewesen. Ein Fehler seines Gegner brachte ihn zurück ins Spiel, doch die prompte Retourkutsche war letztendlich zu viel, so dass er sich kurz darauf geschlagen geben musste. (1½-2½)

An Brett 6 (S) verteidigte sich Milo Müller mit der Drachenvariante der Sizilianischen Verteidigung auf die sich sein erfahrener Gegner aber nicht einließ und in einen geschlossenen Aufbau überleitete. Es entwickelte sich ein übliches langsames Spiel mit strategischen Figurenmanövern auf beiden Seiten. Der schwarze Vormarsch am Damenflügel war vielversprechend, doch als Milo die weißen Gegenmaßnahmen seinerseits im Zentrum kontern wollte, geriet er auf die schiefe Bahn. Die zunehmend taktische Stellung entglitt ihm mehr und mehr bis er schließlich einen Bauern verlor und in hoffnungsloser Stellung die Waffen strecken musste. (1½-3½)

An Brett 5 (W) ging Stephan Schmahl gegen die Philidor- bzw. Pirc-Verteidigung aggressiv mit einem Dreibauern-Angriff vor und konnte schnell eine aussichtsreiche Stellung erreichen. Scheinbar überrascht, unterlief dem Karether ein Fehler, der ihn bereits in einer Verluststellung landen ließ. Stephan fand zwar nicht die optimale Fortsetzung, konnte aber trotzdem klaren Vorteil bewahren. Im damenlosen Mittelspiel entwickelte sich die weiße Initiative zusehends. Schließlich drang Stephan mit seinen Figuren in die schwarze Stellung ein und setzte den gegnerischen König matt:

Brett 5: Nach lang anhaltender Initiative gelang Stephan ein nicht alltägliches Mattbild.

Eine von Anfang bis Ende gut gespielte Partie, die uns noch einmal hoffen ließ. (2½-3½)

An Brett 1 (W) bekämpfte Tobias Brunner die Damenindische Verteidigung seines Gegners zunächst mit einem ruhigen Aufbau. Bis weit hinein ins Mittelspiel blieb die Stellung im Gleichgewicht bis dem Karether Spitzenspieler unerwartet ein schwerer Fehler unterlief:

Brett 1: Mit dem überraschenden 23…Sd2! hätte sich Schwarz halten können, doch er wählte 23…Lf8?? und musste nach 24.Se5! eine Verluststellung konstatieren.

Der Heimspieler versuchte zwar noch sich durch Figurentausch zu entlasten, doch Tobias ließ sich nicht mehr beirren und nutzte seine überlegene Figurenstellung zu einem unwiderstehlichen Schlussangriff, der schließlich kurz vor der Zeitkontrolle zu entscheidendem Materialgewinn und Aufgabe seines Gegners führte. (3½-3½)

An Brett 8 (S) griff Miroslav Kalous zur Französischen Verteidigung gegen die sein Gegner die Vorstoß-Variante wählte. Schon nach vier Zügen hatte man bekannte Theoriepfade verlassen, doch da Mirek nicht die optimale Aufstellung fand, geriet er im Mittelspiel deutlich in Nachteil. Nach 15 Zügen stand Weiß auf Gewinn, doch fortan wechselte die Computer-Einschätzung nahezu von Zug zu Zug. Angesichts der vorher komplizierten Stellung kam es fast einem Wunder gleich, dass man nach 24 Zügen in einem völlig ausgeglichenen Doppelturmendspiel mit jeweils einer Leichtfigur landete:

Brett 8: Mit einigem Glück erreichte Mirek ein gleich stehendes Endspiel.

Nach weiteren zehn Zügen fand der Windischeschenbacher als erster eine Möglichkeit zumindest einen Hauch von Initiative zu entwickeln, doch an der generellen Einschätzung änderte sich nichts. Im Bestreben den vollen Punkt zu erspielen, überzog Mirek und hätte mehrfach in einer klar schlechteren Stellung landen können, was sein Gegner jedoch jeweils übersah. Aber er spielte nicht nur unverdrossen weiter, sondern setzte schließlich alles auf eine Karte und hatte Erfolg:

Brett 8: Für ein Remis muss Weiß Schachgebote von hinten geben. Geeignet dafür waren 72.Th7 oder 72.Th8. Doch ermüdet vom langen Kampf spielte der Karether 72.Th6?? und verlor nach 72…Txd2 73.Td6+ Kc5 das entscheidende Tempo!

Mit Turm und Läufer weniger war weiterer Widerstand zwecklos, so dass der Heimspieler wenige Züge später das Handtuch warf. Ein großer Kampf mit einem glücklichen Ende für uns! (4½-3½)

Durch diesen hart erkämpften, wenn auch am Ende glücklichen Sieg, haben wir uns vorerst von den Abstiegsplätzen entfernt. Ein Ruhekissen ist das jedoch nicht, geht es doch im Tabellenkeller in dieser Saison enger zu als je zuvor. Im nächsten Heimspiel gegen Bad Königshofen sollten wir unseren Aufwärtstrend unbedingt bestätigen, um nicht schließlich am unteren Ende unserer Berg- und Talfahrt zu landen.

Bittere Niederlage für 1. Mannschaft

Zur 5. Runde und gleichzeitig dem ersten Spieltag im neuen Jahr empfingen wir am 12. Januar mit dem SV Altensittenbach einen direkten Konkurrenten gegen den Abstieg. Dementsprechend angespannt und nervös entwickelte sich das Match zu einem Kampf auf Biegen und Brechen bis zu seinem an Dramatik kaum zu überbietenden Finale an dessen Ende wir uns mehr als unglücklich mit 3½-4½ geschlagen geben mussten.

An Brett 6 (W) sah sich Milo Müller mit der Philidor-Verteidigung konfrontiert, der er mit einem zurückhaltenden aber soliden Aufbau begegnete. Nach Abschluss der Figurenentwicklung gelang es dem Schwarzen mit Hilfe der typischen Damenflügelexpansion b7-b5 eine ausgeglichene Stellung zu erreichen. Die folgenden Züge waren geprägt von einer unglücklichen Entscheidung von Milo, die ihn in eine passive Stellung brachte. Schwarz kam in Vorteil hatte aber anscheinend kein Vertrauen in seine Chancen und nahm ein frühes Remisangebot an. (½-½)

An Brett 5 (S) beantwortete Stephan Schmahl den Aufzug des d-Bauern mit der Nimzoindischen Verteidigung. Der Altensittenbacher wählte eine aktuelle Modevariante auf die Stephan jedoch gut vorbereitet war. Die Spieler bemühten sich um einen Zentrumsvorteil, der jedoch für keine der beiden Seiten Gestalt annahm. Der folgende Schlagabtausch führte zu einem völlig ausgeglichenen Doppel-Turmendspiel und anschließendem Remisschluss. (1-1)

An Brett 2 (W) wählte FM Zdenek Haba gegen die Slawische Verteidigung seines Gegners die Klassische Variante. Die Partie entwickelte sich in ruhigen und bekannten Bahnen und Weiß erreichte mit seinen beiden Zentralbauern eine etwas bessere Stellung. Leider agierte Zdenek anschließend etwas zu ungeduldig, so dass der Vorteil sich vollständig verflüchtigte. In der hektischen Schlussphase überließ der Windischeschenbacher seinen Damenflügel seinem Schicksal in der Hoffnung auf einen Angriff gegen den schwarzen König. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht und so musste er schließlich ein hoffnungsloses Springerendspiel aufgeben. (1-2)

An Brett 3 (S) erkämpfte sich Christian Müller gegen die Wiener Partie schon bald eine ausgeglichene bis leicht vorteilhafte Stellung. Doch dann verfolgte er einen riskanten Plan, der ihn innerhalb von zwei Zügen auf die Verluststrasse brachte. Im Endspiel mit jeweils zwei Türmen und einem Läufer konnte der Gast auf ein verbundenes Freibauernpaar im Zentrum pochen, das praktisch nicht mehr zu stoppen war. Aber auch gewonnene Stellungen müssen erst gewonnen werden und als der Weiße daneben griff, war ein Remis plötzlich wieder in Reichweite. Bis kurz nach der Zeitkontrolle schien alles in Ordnung zu sein, als Christian leider der entscheidende Fehler unterlief:

Brett 3: Der einzige Zug zum Remis war 43…a6!, doch Christian wollte Gegenspiel mit 43…a5? einleiten

Trotz Verluststellung kämpfte der Windischeschenbacher unverdrossen weiter und hätte um ein Haar Erfolg gehabt:

Brett 3: Mit 50…Ta2! hätte Christian den eigenen Trumpf erhalten und das Remis erreichen können. Doch leider spielte er den offensichtlichen 50…Kxe6?, wonach die Partie nicht mehr zu halten war.

Anschließend ließ der Gast nichts mehr anbrennen und brachte den ganzen Punkt unter Dach und Fach. (1-3)

An Brett 1 (S) landete Tobias Brunner durch Zugumstellung in einer für Schwarz harmlosen Variante der Tarrasch-Verteidigung. Nach ausgeglichenem Mittelspiel unterlief Tobias im 23. Zug ein verhängnisvoller Fehler. Nach dem indirekten Abtausch der beiden letzten Springer erwies sich der verbleibende weiße Läufer seinem Kontrahenten als klar überlegen. Der Altensittenbacher kombinierte seine überlegene Zentrumsstellung mit einem Angriff gegen den schwarzen König was schließlich zu einem doppelten Bauerngewinn führte. Der Vormarsch des weißen Freibauern war nicht mehr zu stoppen und zwang Tobias zur Aufgabe. (1-4)

An Brett 8 (W) tauschte Miroslav Kalous in der Katalanischen Eröffnung früh die Damen und erreichte eine kleinen Vorteil. Im Laufe des Mittelspiels unterlief dem Gast ein Fehler, der zu einer sofortigen Verluststellung führte. Leider fand Mirek nicht die optimale Fortsetzung, weshalb sich sein Vorteil wieder verflüchtigte. Aber gerade als alles auf ein Remis hindeutete, gab der Gast ohne jede Not seinen Springer für zwei Bauern und kämpfte fortan für eine verlorene Sache. Nach dem Tausch des letzten Turmpaares gelang es dem Windischeschenbacher die beiden schwarzen Freibauern zu blockieren und letztendlich in ein gewonnenes Bauernendspiel abzuwickeln. (2-4)

An Brett 7 (S) verteidigte sich Jaroslav Illetsko Königsindisch und wählte gegen die Fianchetto-Variante den altehrwürdigen klassischen Aufbau. Der Weiße erzielte zwar Raumvorteil, doch die schwarze Stellung war solide genug, um die Partie ungefähr im Gleichgewicht zu halten. Nach einem Fehler seines Gegners gewann Jaroslav einen Bauern, der ihn eindeutig auf die Siegerstrasse brachte. In der Zeitnotphase unterliefen beiden Spielern gleich mehrere Patzer, doch schließlich hatte der Windischenschenbacher das bessere Ende für sich, gewann eine Figur und zwang den Gast mit seinem weit vorgerückten Freibauern zur Aufgabe. (3-4)

An Brett 4 (W) spielte Philipp Mark zunächst gegen eine Art Owen-Verteidigung, die aber immer mehr in königsindische Gefilde mündete. Philipp nutzte seinen Raumvorteil zu einem frühen Angriff am Damenflügel, der seinen Gegner sichtlich überraschte. Der Fehler ließ nicht lange auf sich warten und nach nur 13 Zügen hatte der Windischeschenbacher eine klare Gewinnstellung. Schließlich entlud sich der Druck auf sehenswerte Weise:

Brett 4: Mittels des Scheinopfers 22.Sxc7! zerstörte Philipp die schwarze Bauernkette.

Nach einer längeren Abwicklung verblieb Philipp mit Turm und vier (!) Bauern gegen zwei Leichtfiguren klar auf der Gewinnerstrasse. Doch kurz vor und nach der Zeitkontrolle überschlugen sich die Ereignisse noch einmal als beiden Spieler mehrere Fehler unterliefen. Letztendlich beging Philipp leider den letzten, nachdem er sich mit dem unvermeidlichen und mehr als enttäuschenden Remis zufrieden geben musste. (3½-4½)

Nach dieser bitteren Niederlage finden wir uns auf einem Abstiegsplatz wieder, der den Druck auf das Team noch einmal erhöht. Anfang Februar müssen wir zum Spitzenteam und aktuellen Zweitplatzierten TSV Kareth-Lappersdorf, ein Auswärtsspiel, das richtungsweisend für den Kampf gegen den Abstieg sein wird. Nur mit einer konzentrierten Leistung und Caissas Unterstützung werden wir diese schwere Prüfung bestehen können.

Überzeugende Vorstellung im Viererpokal

Am vergangenen Sonntag empfingen wir im Feuerwehrhaus den TSV Nittenau zum Achtelfinale im Viererpokal. In gewohnter Aufstellung waren wir nominell der klare Favorit und wurden dieser Rolle mit einem am Ende deutlichen 3½-½ voll und ganz gerecht.

An Brett 3 (W) wählte Philipp Mark gegen das abgelehnte Damengambit die Abtausch-Variante und stand nach zweifelhafter Aufgabe des Läuferpaars durch seine Gegnerin schon früh besser. Seine Chancen stiegen weiter als die Nittenauerin nach Abschluss der Entwicklung einen Doppelangriff übersah, der sie einen Bauern kostete:

Brett 3: Nach dem schwarzen Zug 9…0-0? gewann Philipp mit dem Doppelangriff 10.Db1! einen Bauern.

Als sich die Gastspielerin mit h7 auch noch für die Hergabe des falschen Bauern entschied, war es vollends um die schwarze Stellung geschehen. Neben dem Materialnachteil rollte zusätzlich ein starker Angriff auf ihren Monarchen zu, der nicht mehr zu parieren war:

Brett 3: Mit dem Eingreifen des g-Bauern wurde die Verteidigung endgültig überfordert.

Wenige Züge später gab Schwarz in Anbetracht von Matt oder Damenverlust die Partie auf. (1-0)

An Brett 4 (S) bekämpfte Rudi Schicker die Englische Eröffnung mit der Symmetrievariante, musste seinem Gegner aber einen leichten Vorteil in Form von mehr Raum und Druck auf der Diagonale h1-a8 zugestehen, den dieser jedoch nicht auszubauen vermochte. Nach einigen ungenauen Zügen des Nittenauers neigte sich die Waagschale zu Gunsten des Schwarzen:

Brett 4: Mit 17…Sg4! hätte Rudi die Initiative an sich reißen können, doch er wählte 17…Tfe8 und hatte damit eine gute Gelegenheit auf Vorteil verpasst.

In der Folge blieb die Stellung im Gleichgewicht aus dem keiner der Kontrahenten auszubrechen vermochte. Erst als Rudi im 22. Zug daneben griff, ergab sich für den Gast die Chance auf einen nennenswerten Vorteil:

Brett 4: Nach dem wenig überzeugenden 22…Tbd8? von Rudi hätte der Weiße mit 23.a4! einen Freibauern am Damenflügel bilden können, der ihm einen klaren Vorteil und ernsthafte Gewinnchancen eingebracht hätte. Er entschied sich jedoch für 23.e4 und hatte seine Chance ebenfalls verpasst.

Schließlich fanden sich beide Spieler mit der wieder ausgeglichenen Stellung ab und einigten sich noch vor der Zeitkontrolle aus Remis. (1½-½)

An Brett 1 (S) entschied sich Stephan Schmahl gegen den Aufzug des d-Bauern für die Nimzoindische Verteidigung. In einer der Hauptabspiele, namentlich der Rubinstein-Variante, folgten beide Spieler bis zum 10. Zug gängiger Theorie. Anschließend verfolgte der jugendliche Gegner jedoch einen minderwertigen Plan und geriet mit seiner offenen Königsstellung in Nachteil:

Brett 1: Nach dem zweifelhaften 13.g4? legte Stephan mit 13…Sg6 sofort den Finger in die Wunde der geschwächten schwarzen Felder rund um den weißen König.

In den folgenden Zügen verpasste der Windischeschenbacher jedoch mehrfach den Sprung nach f4, wonach der Weiße seine Stellung wieder stabilisieren hätte können. Doch auch er fand nicht die optimalen Züge und stellte seinen wichtigen Zentralbauern auf e4 ein. Mit seinem starken Zentralspringer ergaben sich plötzlich taktische Möglichkeiten für Stephan:

Brett 1: Der Nittenauer wollte sich mittels 20.Sxg6?? und Figurentausch entlasten, ermöglichte Stephan dadurch aber eine wenn auch lange, doch nahezu forcierte Gewinnabwicklung, basierend auf der entblößten weißen Königsstellung. Mit 20…Dg3+! 21.Kh1 Dxh3+ 22.Kg1 Dxd3 23.Sxf8 Dh3+ 24.Kg1 Lxg4 25.De1 Lf3+ 26.Txf3 Dxf3+ 27.Kh2 Txf8 hätte er sich glatte drei Mehrbauern und eine klare Gewinnstellung sichern können. Aufgrund des günstigen Wettkampfstandes und aus Furcht vor einer möglichen Fehlkalkulation spielte er jedoch 20…fxg6, was zwar immer noch gewonnen war, aber leider eine schöne Möglichkeit ungenutzt ließ.

Aufgrund von aufkommender Zeitnot fand Stephan leider mehrfach nicht die besten Züge, konnte aber trotzdem ein gewonnenes Turmendspiel erreichen:

Brett 1: Die weißen Figuren sind gebunden und Schwarz kann entweder seinen h-Bauern nach h4 oder seinen König entlang der Grundlinie nach c8 bringen, wonach die Umwandlung des Freibauern auf b3 nur noch eine Frage der Zeit ist.

Stephan entschied sich für den ersten Plan und setzte seinen Gegner im 65. Zug matt. (2½-½)

An Brett 2 (W) duellierte sich Tobias Brunner mit seinem ehemaligen Mannschaftskameraden in einer der Hauptvarianten des Geschlossenen Sizilianers. Der Übergang zum Mittelspiel verlief in üblichen Bahnen, wobei der Computer die schwarze Stellung etwas bevorzugt. Tobias ging trotz allem optimistisch zu Werke, übertrieb es jedoch im 19. Zug:

Brett 2: Nach dem übertrieben optimistischen 19.h4? von Tobias hätte der Nittenauer mittels 19…f6! für vorteilhafte Verwicklungen sorgen können, er war jedoch im Verteidigungsmodus und zog 19…h5? wonach sein möglicher Vorteil verflogen war.

Im weiterhin komplizierten Mittelspiel verlor der Gast mehr und mehr den Faden, was Tobias die Gelegenheit zu starkem Druckspiel gegen den schwarzen Königsflügel gab:

Brett 2: Mit 24.Kf2! konnte Tobias die Drohung Lxh5! mit unwiderstehlichem Königsangriff aufstellen, doch er ging an seinem Glück vorbei, zog 24.Te2 und musste sich mit Ausgleich begnügen.

Doch auch der Nittenauer konnte in der scharfen Stellung Fehler nicht vermeiden und verlor schließlich in seinem Bestreben, die Stellung zu vereinfachen einen wichtigen Bauern. Trotz Damentausch boten der Raumvorteil am Königsflügel und der Mehrbauer dem Weißen einen klaren Vorteil:

Brett 2: In schlechterer Stellung konnte Schwarz mit 35…Kf8! mit der Idee …Ke8-d7 maximalen Widerstand leisten, doch wollte er sich vermutlich nicht auf passive Verteidigung beschränken und versuchte sich mit 35…b5? aus der Umklammerung zu befreien, womit er jedoch vom Regen in die Traufe kam.

Tobias nutze die Fesselung auf der b-Linie, um einen weiteren Bauern zu gewinnen. Da zudem der schwarze Springer nach dem Schlagen auf d3 auf Abwege geriet, war der Rest nur noch eine Sache der Technik, die der Windischeschenbacher tadellos meisterte. (3½-½)

Mit diesem gelungenen Jahresabschluss konnten wir unser selbst gestecktes Minimalziel im Viererpokal erreichen und in das Viertelfinale einziehen, das im neuen Jahr, konkret am 16. März stattfinden wird.

Dort hoffen wir natürlich wieder auf ein Heimspiel und freuen uns auf die Herausforderung gegen einen starken Gegner.

Im Namen des Siegerteams wünsche ich als Pressewart allen Vereinsmitgliedern, Freunden und Unterstützern ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

1. Mannschaft unterliegt in Erlangen

Am 4. Spieltag der Landesliga mussten wir zur 2. Mannschaft des SC Erlangen reisen. In Bestbesetzung wollten wir den favorisierten Mittelfranken unbedingt einen Kampf auf Augenhöhe liefern, um so vielleicht das Kunststück eines Unentschiedens vom Vorjahr zu wiederholen. Nach hartem Fight mussten wir uns aber schließlich verdient mit 3-5 geschlagen geben.

An Brett 2 (S) landete FM Zdenek Haba nach Zugumstellung in einer Art Pirc-Verteidigung, die Ähnlichkeiten mit der Benoni-Verteidigung aufwies. Der Computer gibt wie üblich in dieser Art von Stellung dem Weißen aufgrund des Raumvorteils im Zentrum einen klaren Vorteil:

Brett 2: Optisch sieht die weiße Stellung mit Läuferpaar und Raumvorteil besser aus, doch das schwarze Gegenspiel am Damenflügel kann sich mit Hilfe von …Sc7, …Tb8 und …b5 schnell entwickeln.

Ungeachtet dieser Überlegungen schienen beide Kontrahenten an diesem Morgen nicht in der Stimmung für einen langen Kampf zu sein und einigten sich an dieser Stelle auf Remis. Ein guter Start für uns. (½-½)

An Brett 3 (W) wählte Christian Müller gegen die Sizilianische Verteidigung seines Gegners die Alapin-Variante. Beide Spieler zeigten sich vertraut mit den Stellungsmotiven und spulten ihr Theoriewissen souverän ab. Erst im 15. Zug wich Christian von bekannten Pfaden ab:

Brett 3: Die Theorie kennt noch 15.Lc5, die Engine empfiehlt 15.Le4, Christian spielte aber 15.d4?!, was der Erlanger mit energischem Spiel als Ungenauigkeit hätte brandmarken können.

Nach 15…cxd3 16.Lxd3 0-0-0! sieht der Computer Schwarz leicht im Vorteil. Da aber kaum ein Mensch in dieser Stellung lang rochieren würde, wählte der Heimspieler 16…e6 und nach 17.Lxf8 Kxf8 18.Lf1 Kg7 reichte man sich zur Besiegelung des Unentschiedens die Hände. (1-1)

An Brett 8 (S) kam Jindrich Novak mit seiner Philidor-Verteidigung schlecht aus der Eröffnung. Sein junger Gegner schloss erst vorteilhaft das Zentrum und initiierte dann einen Flügelangriff, indem er seinen h-Bauern vorpreschte. Der Versuch sich durch Damentausch zu entlasten, wurde zum Boomerang:

Brett 8: Der untaugliche Tauschversuch 13…Dg4? wurde vom Erlanger stark mit 14.f3! beantwortet. Da der hängende Bauer g3 vergiftet ist, musste Jindrich nolens volens den Rückzug antreten.

Der Zeitverlust brachte den Windischeschenbacher weiter in die Bredouille, doch vorerst konnte er die Stellung geschlossen und seinen Nachteil damit in erträglichen Grenzen halten. Als es ihm sogar gelang, Gegenspiel am Damenflügel zu organisieren, schien ein Remis wieder in Reichweite zu kommen, doch dann unterlief ihm leider der vorentscheidende Fehler:

Brett 8: Mit dem einfachen 28…axb5 konnte Jindrich im Spiel bleiben, denn nach 29.Txg7 b4 30.c4 b3 wäre es sogar kritisch für den Anziehenden geworden. Doch leider verteidigte er seinen Königsflügel mit 28…g6? und sah sich nach 29.Ld4! einem übermächtigen Läufer gegenüber.

Nun vollends in die Defensive gedrängt, fand Jindrich gegen den kommenden Zentrumsdurchbruch keinen Gegenmittel mehr:

Brett 8: Trotz Materialgleichheit entschied am Ende die schlechte schwarze Königsstellung die Partie.

Vor die unschöne Wahl gestellt matt oder Turmverlust strich Jindrich die Segel. (1-2)

An Brett 4 (S) wurde Philipp Mark mit dem Londoner System konfrontiert, in dem er durch einfallsreiches Spiel schnell Ausgleich erreichte:

Brett 4: Gerade begann sich die Waagschale zu seinen Gunsten zu neigen, da öffnete Philipp etwas zu früh das Zentrum. Nach 14…Lxf4 hätte er das weiße Läuferpaar halbieren und mit seinem Druckbauern auf e4 die besseren Aussichten erhalten können. Doch er zog 14…e5 und nach 15.dxe5 Lxe5 16.Dxd8 Taxd8 17.Ld2 musste er fortan im Endspiel gegen das Läuferpaar um Ausgleich kämpfen.

Der Erlanger spielte ruhig und kontrolliert und setzte Philipp zunehmend unter Druck. Je mehr Figuren das Brett verließen, desto unangenehmer wurde die Verteidigung gegen das weiße Spiel auf beiden Flügeln:

Brett 4: Die unangenehme Drohung Lc4# führte unweigerlich zu Materialverlust.

Der Weiße drang mit seinem Turm ein, gewann den Bauern f5 und wickelte schließlich in ein reines Läufer-Springer-Endspiel ab, in dem auch noch der Bauer e3 fiel, wonach Philipps Niederlage besiegelt war. (1-3)

An Brett 7 (W) begegnete Jaroslav Iletsko der Sizilianischen Najdorf-Variante mit einem seltenen Abspiel, das ihm objektiv nicht viel versprach, aber nach einer Ungenauigkeit des Schwarzen einen leichten Vorteil einbrachte:

Brett 7: Bei vollem Brett bewertet der Computer die weißen Chance als günstiger.

Die Stellung blieb kompliziert mit beidseitig vielen Möglichkeiten, aber immer etwas besser für Weiß. Im 20. Zug verflüchtigte sich der Vorteil, weil der Windischeschenbacher beim Schlagen den falschen Bauern erwischte:

Brett 7: Nach 21.exd5! hätte die Möglichkeit mit c5 ein Freibauernduo im Zentrum zu schaffen, Jaroslav einen klaren Vorteil gegeben, doch leider spielte er 21.cxd5 und die Stellung war wieder ausgeglichen.

Auf der nun einzigen offenen Linie wurden die Türme getauscht und als eigentlich alles auf ein leistungsgerechtes Remis hindeutete, unterlief dem Erlanger ein krasser Fauxpas:

Brett 7: Einzig richtig war 32…f4! 33.gxf4 Dxe4 mit völligem Ausgleich, doch der Erlanger war einen Augenblick unaufmerksam und zog 32…Dxe4??

Jaroslav nahm das Angebot gerne an, spielte 33.Lh6 und erzwang wegen des undeckbaren Matts die sofortige Aufgabe. (2-3)

An Brett 1 (W) spielte Tobias Brunner einen eigentlich eher ruhigen geschlossenen Sizilianer, der noch vor Beendigung der Figurenentwicklung zu einem wilden Scharmützel mutierte. Beide Spieler gingen mit offenem Visier und ohne Rücksicht auf altbackene Prinzipien aufeinander los, verloren im Handgemenge aber mitunter die Übersicht:

Brett 1: Statt mit 16.Sc3 seine Figuren vorteilhaft zu verbessern, entkorkte Tobias hier 16.Lxg5??, was wohl den gegnerischen König entblößen sollte, aber objektiv ein ernster Fehlgriff war.

Der Erlanger griff notgedrungen zu und wühlte sich mit seinem König durch die Komplikationen. Die Stellung blieb zwar weiterhin chaotisch, doch immer mit einem laut Engine gewinnverheissenden Vorteil für Schwarz. Aber Menschen sind keine Computer und so gelang es dem Heimspieler nicht, den Sack frühzeitig zuzumachen. Auf dem Weg zur Zeitkontrolle häuften sich auf beiden Seiten kleine und größere Fehler, die die Computerbewertung wie ein Jo-Jo auf- und abhüpfen ließ. Im 37. Zug schließlich hatte sich die Waage wieder komplett eingependelt:

Brett 1: Nach unzähligen verpassten Gelegenheiten auf beiden Seiten war die Stellung nach dem letzten Zug von Tobias plötzlich vollkommen ausgeglichen.

Gewinnversuche waren für Tobias nicht möglich und für seinen Gegner angesichts des Matchstandes nicht nötig und so einigte man sich wenige Züge später auf Remis. Eine verwirrende Partie mit einem glücklichen Ende für uns. (2½-3½)

An Brett 6 (S) verteidigte sich Milo Müller gegen den Aufzug des Damenbauern Slawisch, fand aber nicht den roten Faden zum Ausgleich:

Brett 6: Angezeigt war 9…c5 mit nur minimalem Vorteil für Weiß, doch Milo wollte sofort aktiv werden, wählte das verpflichtende 9…b5?? und befand sich nach 10.Ld3 Lxd2 11.Sbxd2 bereits auf der Verliererstraße.

Der löchrige Damenflügel in Kombination mit Entwicklungsrückstand machte die Verteidigung zu einer Sisyphos-Aufgabe, die nur schwer zu bewältigen war:

Brett 6: Der rückständige c-Bauer und die völlig eingemauerten schwarzen Figuren ließen für Milo leider nichts gutes erahnen.

Der Erlanger lavierte geduldig, öffnete eine zweite Front am Königsflügel und konnte schließlich mit dem Gewinn des Bauern h7 einen greifbaren Vorteil einheimsen. Wenige Züge später fand sich auch der Dosenöffner, um an den schwarzen Monarchen heranzukommen:

Brett 6: Mit seinem letzten Zug 42.d5! öffnete der Erlanger den Zugang zum schwarzen König.

Zum Materialnachteil gesellte sich nun auch noch eine unsicher Königsstellung, so dass der Rest der Geschichte schnell erzählt ist. Trotz tapferer Gegenwehr war keine Rettung mehr in Sicht und Milo gab die Partie im 53. Zug auf. (2½-4½)

An Brett 5 (W) beantwortete Stephan Schmahl den hyperbeschleunigten sizilianischen Drachen mit einem schnellen Bauernvorstoß im Zentrum. Scheinbar überrascht griff sein junger Gegner sofort fehl und landete in einer Verluststellung:

Brett 5: Mit dem starken 8.Db3! setzte Stephan seinen Gegner gehörig unter Druck.

Wenige Züge später war es eigentlich bereits um den Schwarzen geschehen:

Brett 5: Wieder fand Stephan mit 13.d5! den besten Zug und hatte sich damit eine Gewinnstellung erarbeitet.

Nach 13…Se5 14.Se5 Dxe5 fehlte nur noch ein letzter guter Zug, um eine Kurzpartie zu gewinnen:

Brett 5: Der endgültige Gewinnzug war sicher nicht einfach zu finden, hätte dafür aber einen umso größeren Effekt gehabt. 15.Db4!! hält den schwarzen König unter Figurenopfer im Zentrum fest, um ihn dort mit Hilfe seiner Türme zu erlegen.

Stephan ging leider an seinem Glück vorbei und wählte 15.Lxh6, was immer noch gut genug war, um die Partie heimbringen zu können, hatte damit aber eine tolle Gelegenheit und einen potentiell schnellen Gewinn verpasst, der den Mannschaftskameraden mit Sicherheit großen Auftrieb gegeben hätte. Die im 15. Zug begonnene Abwicklung gewann zumindest einen Bauern und nach einem Fehler des Erlangers sogar einen zweiten:

Brett 5: Trotz des vergebenen Elfmeters hatte Stephan mit zwei Mehrbauern eine klare Gewinnstellung auf dem Brett. Und hätte er an dieser Stelle 22.Td1 gespielt, hätte er sie vermutlich auch verwertet, denn Schwarz kann dem Damentausch kaum ausweichen, was die technische Phase für Weiß sehr erleichtert hätte.

Leider befand sich der Windischeschenbacher schon in diesem frühen Stadium in Zeitnot, was zu vielen kleinen Ungenauigkeiten führte. Völlig ohne Not ließ er sich Zug um Zug in die Verteidigung drängen, was die Gewinnführung maximal erschwerte und das Nervenkostüm ungemein belastete. Nach endlich überstandener Zeitnot gab es dann auch nur noch einen Gewinnzug:

Brett 5: Der natürliche Zug 42.Td2?? vergab endgültig den Gewinn, während der versteckte 42.Sg2!! den Vorteil tatsächlich noch festhält.

Erschöpft von der Zeitnotschlacht und bitter enttäuscht und frustriert von den vergebenen Chancen, willigte Stephan schließlich in ein Remis durch Zugwiederholung ein. (3-5)

Nach dieser Niederlage haben sich die Vorzeichen für uns geändert. Mit 3-5 Punkten liegen wir nur noch einen Punkt vor den Abstiegsplätzen und müssen in den kommenden Begegnungen unbedingt etwas Zählbares erreichen, um nicht in den berühmt-berüchtigten Abwärtsstrudel zu geraten.

Das Liga-Orakel sieht uns dementsprechend aktuell als 4. Abstiegsfavoriten an, mit einer Wahrscheinlichkeit von 39 %. Es liegt an uns diesen Wert zeitnah zu reduzieren.

Gelegenheit dafür erhalten wir am 12. Januar beim Heimspiel gegen das Tabellenschlusslicht aus Altensittenbach. Aufgrund der Tabellenkonstellation kommt dieser Begegnung vorentscheidende Bedeutung zu. Ein Sieg wäre Gold wert und so werden wir den Kampf auch angehen!

1. Mannschaft holt Auswärtspunkt

Am 3. Spieltag der Landesliga ging es zum Auswärtsspiel bei der 2. Mannschaft des SC Noris-Tarrasch Nürnberg. Der Gastgeber hatte in den ersten beiden Runden jeweils den Kürzeren gezogen und lag auf einem wahrscheinlichen Abstiegsplatz, was für einigen Druck und Brisanz der Begegnung sorgte. In einem spannenden Kampf mit vielen vertanen Chancen auf beiden Seiten trennte man sich letztlich schiedlich friedlich mit 4-4.

An Brett 3 (W) duellierte sich Christian Müller mit seinem jungen Gegner in der Caro-Kann Vorstoß-Variante. Verunsichert durch die aggressive Spielweise von Christian verlor der Nürnberger schon früh die Übersicht und geriet in Nachteil:

Brett 3: In kritischer Stellung setzte Christian voll auf Offensive und spielte furchtlos 11.Lb5! Nach 11…Dxe5+ 12.Le3 Sge7 13.0-0 waren die weißen Streitkräfte mobilisiert und der Nachziehende mit seinem noch immer in der Brettmitte feststeckenden König schwer unter Druck.

Prompt griff sein Gegner bereits im nächsten Zug schwer daneben, verlor eine Qualität und stand klar auf Verlust. Seine verzweifelten Versuche, die Stellung zu verkomplizieren, scheiterten an der Realität seiner unterentwickelten Figuren:

Brett 3: Der Versuch mit 21…d4 im Trüben zu fischen, wurde von Christian leicht gekontert. Nach 22.Dxb5 Dxb5 23.Sxb5 war weiterer Widerstand aufgrund der untätigen Figuren auf der Grundreihe zwecklos.

Christian ließ nichts mehr anbrennen und zwang seinen Gegner im 29. Zug zur Aufgabe. (1-0)

An Brett 6 (S) wählte Milo Müller die Sizilianische Verteidigung und beantwortete die populäre Alapin-Variante mit dem Fianchetto seines Königsläufers. Als Weiß auf c5 nahm, entstand die erste kritische Stellung:

Brett 6: Nach dem einfachen 5…Dxc5 wäre die Stellung ausgeglichen gewesen, doch Milo hatte nach dem Damentausch auf eine Initiative gegen den gegnerischen König gehofft, dabei aber die Schwierigkeiten unterschätzt, den Bauern c5 zurück zu gewinnen.

Je länger der Bauer auf dem Brett blieb, desto schwerer wurde der Kampf um Ausgleich. Doch gerade als der Nürnberger die Möglichkeit hatte, seinen Vorteil zu stabilisieren, griff er fehl und gab Milo die Chance zurück in die Partie zu kommen:

Brett 6: Mit 10.Kc2 konnte sich Weiß klaren Vorteil sichern, wählte aber 10.Ke2?, wonach Milo mittels 10…Sf6 wegen des ungünstig platzierten weißen Königs das Gleichgewicht wieder hätte herstellen können. Doch auch er zog zuerst suboptimal 10…Lg4? und nach 11.h3 schlecht Lxf3+? und fand sich in einer Verluststellung wieder.

Der Nürnberger übernahm nun zusätzlich zu seinem Mehrbauern auch noch die Initiative, was den Windischeschenbacher dazu veranlasste, die Brechstange auszupacken und sein Heil in Verwicklungen zu suchen. Doch leider waren seine Figuren nicht gut genug aufgestellt, um tatsächlich ernsthaftes Gegenspiel zu erlangen. Das angebotene Scheinopfer wurde vom Heimspieler schlicht ignoriert, wonach die schwarzen Probleme weiterhin Bestand hatten. Ein anschließender Fehler kostete Milo schließlich weiteres Material und damit die Partie. (1-1)

An Brett 8 (S) landete Jindrich Novak nach verhaltener Eröffnung seines Gegners in der Altindischen Verteidigung, die ihm nach seinem Zentrumsvorstoß e4 gute Aussichten versprach. Die Position erinnerte an die Vorstoß-Variante der Französischen Verteidigung mit vertauschten Farben:

Brett 8: Mit 11…Ld6 oder 11…Sf8 hätte Jindrich sein Augenmerk auf den Königsflügel richten sollen, doch er entschied sich für 11…Sb6, um sich dem weißen Aufmarsch am Damenflügel entgegen zu stemmen.

Da auch sein Gegner nicht konsequent spielte, behielt der Windischeschenbacher einen kleinen Vorteil, den er jedoch nicht festzuhalten vermochte. Ungenauigkeiten auf beiden Seiten liessen die Partie hin und her wogen bis Jindrich schließlich völlig den Faden verlor:

Brett 8: In schwieriger Position bot 25…Lxh2 noch die besten Remischancen, doch Jindrich zog im Bestreben, die Stellung zu vereinfachen 25…Lf4?? und übersah dabei einen taktischen Einschlag.

Der Nürnberger ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und wickelte mit 26.Txe6! Lxd2 27.Txf6! Lxc3 28.Txf7 in eine klare Gewinnstellung ab, wonach Jindrich drei Züge später das Handtuch werfen musste. (1-2)

An Brett 4 (S) hatte Philipp Mark in der Russischen Verteidigung von Anfang an keine Probleme und erreichte schon früh vollen Ausgleich. In einem weitestgehend ereignislosen Mittelspiel wurden peu à peu die meisten Figuren getauscht und ein Doppelturmendspiel mit ungleichfarbigen Läufern erreicht:

Brett 4: Mit präzisem Spiel war es Philipp gelungen jegliche weiße Versuche einen Eröffnungsvorteil zu erlangen, im Keim zu ersticken.

Angesichts fehlender Perspektiven bot der Nürnberger an dieser Stelle Remis an, was von Philipp natürlich sofort akzeptiert wurde. (1½-2½)

An Brett 7 (W) bekämpfte Jaroslav Illetsko die Französische Verteidigung seines Gegners mit der Steinitz-Variante. Beide Spieler folgten der Hauptvariante bis zum 8. Zug als sich Jaroslav für einen weniger häufig gespielten Aufbau entschied. Kurze Zeit später kam es zu einer zweifelhaften Entscheidung des Windischeschenbachers:

Brett 7: Angezeigt war 11.Sed4 mit ausgeglichener Stellung, doch Jaroslav wählte 11.Lxc5?! und musste fortan dauerhaft um Ausgleich kämpfen.

Mit Raumvorteil am Damenflügel und Läuferpaar hatte Schwarz die besseren Aussichten, lediglich halbwegs kompensiert durch den starken Springer auf d4. Der komplexe Kampf im Mittelspiel brachte keinen Sieger hervor und so gelang es Jaroslav mittels des Bauervorstoßes f5 Gegenspiel am Königsflügel zu erlangen. In mittlerweile wieder ausgeglichener Stellung unternahm er schließlich einen Gewinnversuch:

Brett 7: Mit 26.e6!? übte Jaroslav maximalen Druck auf seinen Gegner aus. Laut Computer war nun 26…f6! 27.e7 Lxe7 28.Se6 Dxa2 29.Sxf8 Kxf8 der einzig richtige Weg, um im Spiel zu bleiben.

Mit einer Qualität weniger zu spielen war dem Nürnberger wohl nicht geheuer und so wählte er 29…Lxd4? 30.exf7+Kh8 und stand nach 31.Dxd4 erneut vor der Gretchenfrage:

Brett 7: Mit 31…Td7! blieb die schwarze Stellung trotz des gefährlichen weißen Freibauern auf der f-Linie verteidigungsfähig, doch der Heimspieler ließ sich zu 31…Dxa2?? hinreißen und wurde von 32.Tg5! böse überrascht.

Da sich die Mattdrohung nur unter Turmverlust parieren ließ, musste der Nürnberger wenige Züge später konsterniert die Segel streichen. (2½-2½)

An Brett 2 (S) sah sich FM Zdenek Haba in einem geschlossenen Sizilianer schon früh mit dem Läuferausfall nach b5 konfrontiert, den er seinerseits mit dem Rösselsprung nach d4 beantwortete. Nach wenigen weiteren Zügen ergab sich ein Ungleichgewicht in Form von weißem Entwicklungsvorsprung gegen das schwarze Läuferpaar und einen zusätzlichen Bauern im Zentrum. Folgerichtig ergriff der Nürnberger die Initiative und benutzte seinen verbliebenen e-Bauern als Rammbock, um die Stellung weiter zu öffnen:

Brett 2: Nach dem Vorstoß 11.e5 und der Folge 11…dxe5 12.Dxe5 Ld7 hätte Zdenek nach 13.Dg3! mit der Drohung Se5 gehörig ins Schwitzen kommen können, doch zu seinem Glück wählte der Heimspieler 13.Td3 und er konnte sich mittels 13…Db8 aus der Drohenden Umklammerung befreien.

Der Weiße wollte den Damentausch verständlicherweise vermeiden, doch zwei Züge später übertrieb er es mit dem Rückzug:

Brett 2: Laut Computer war die Stellung nach 16.Lxf6 gxf6 17.Sd4 ausgeglichen, doch der Nürnberger wählte 16.Tdd1? und stand nach 16…0-0! völlig überraschend glatt auf Verlust, da Schwarz plötzlich einen unwiderstehlichen Angriff gegen die weiße Rochadestellung bekommt.

Der Tausch der Bauern b5 gegen a2 öffnete die Schleusen für die schwarzen Schwerfiguren und markierte für Zdenek den Beginn einer Treibjagd bis zum bitteren Ende. Sein Gegner wehrte sich verzweifelt, doch seine unsichere Königsstellung machte eine erfolgreiche Verteidigung unmöglich. Im 33. Zug, das undeckbare Matt vor Augen, warf er schließlich das Handtuch. (3½-2½)

An Brett 5 (W) spielte Stephan Schmahl gegen die Französische Verteidigung die friedfertige Abtausch-Variante. Doch was so harmlos begann, entwickelte sich überraschend schnell zu einem scharfen Kampf auf Biegen und Brechen mit entgegengesetzten Rochaden:

Brett 5: In dieser halsbrecherischen Stellung konnte Stephan mit 11.Lxd6 Dxd6 12.h5 das Gleichgewicht wahren, doch es folgte 12.Ld3 b4, wonach der Computer Schwarz bereits die besseren Chancen einräumt.

Da die Stellung höchst zweischneidig blieb, war es kein Wunder, dass beide Kontrahenten nicht immer die besten Züge fanden und die Enginebewertung mehrfach die Seiten wechselte. Nachdem sich der Rauch nach Abtausch aller Läufer etwas verzogen hatte, waren die Chancen wieder ausgeglichen bis dem Nürnberger ein ernster Fehler unterlief, der wenige Züge später zu einer Gewinnstellung für Stephan führte. Als er jedoch nicht den klarsten Weg fand, verflüchtigte sich sein Vorteil wieder bis er schließlich in Zeitnot vollends den Faden verlor:

Brett 5: Mit 27.Ka1! war das Gleichgewicht zu halten, nicht jedoch mit Stephans Zug 27.Dc3??, der den schwarzen Angriff in der b-Linie übermächtig werden ließ.

Der Windischeschenbacher konnte nur noch im Trüben fischen und warf seine Zentralbauern nach vorn in der wagen Hoffnung dem schwarzen König zu Laibe zu rücken. Und seine Verzweiflungstat wäre um ein Haar von Erfolg gekrönt gewesen, als sich sein Gegner von den weißen Scheindrohungen tatsächlich ins Bockshorn jagen ließ:

Brett 5: Statt sofort auf b2 zu schlagen, zog der Nürnberger 31…Df6??, um seine Dame aus der vermeintlichen Gefahrenzone zu bringen und den Druck gegen b2 weiter zu erhöhen. Doch dies gestattete Stephan eine nahezu forcierte Abwicklung zum Remis.

Nach 32.exf7+ Kxf7 33.fxg6+ hxg6 34.Tee2 war der Schwachpunkt b2 ausreichend gedeckt:

Brett 5: Richtig war nun der Generalabtausch auf b2: 34…Sxb2 35.Txb2 Txb2+ 36.Txb2 Txb2+ 37.Dxb2 Dxf4 38.Dg7+ Ke6 39.Dxg6+ Df6 40.Dxf6+ Kxf6 41.g5+ Kg6 mit Remis. Schwarz spielte aber 34…Sxa3+?? und stand nach 35.Ka2 plötzlich selbst auf Verlust!

Doch wie so häufig sorgte die inzwischen beidseitige Zeitnot für ein unvorhersehbares und dramatisches Ende. Nach 35…Sc4 36.Tef2 a3 lag der Sieg zum Greifen nah:

Brett 5: Mit 37.Sd3! konnte Stephan nicht nur den kritischen Punkt b2 zum fünften Mal überdecken, sondern obendrein auch noch die schwarze Dame fangen. Die Pointe ist 37…Txb2+ 38.Sxb2 Txb2+ 39.Dxb2! und nach dem indirekten Damentausch macht der freie h-Bauer das Rennen! Doch von Schachblindheit geschlagen blitzte der Windischeschenbacher 37.Sxd5?? aufs Brett, was den Sieg verschenkt, aber eigentlich nicht den zum Mannschaftssieg erforderlichen halben Punkt.

Doch ein Unglück kommt selten allein und so nahm das Unheil seinen Lauf:

Brett 5: Mit 38.Ka1 oder 38.Dxb2! war das wertvolle Remis zu retten, doch mit dem reflexartigen 38.Txb2?? stellte Stephan die Partie endgültig ein. Nach 38…axb2 hängt nun auch die eigene Dame, so dass der Sd5 ohne Kompensation verloren geht.

Geschockt vom Lauf der Dinge und seinen eigenen Fehlern spielte Stephan noch ein paar Züge weiter, ließ sich matt setzten und avancierte so zur tragischen Figur des Wettkampfs. (3½-3½)

An Brett 1 (W) eröffnete Tobias Brunner wie üblich mit einem geschlossenen Sizilianer. Die Partie verlief bis zum 12. Zug in bekannten Bahnen, bis Tobias zu optimistisch zu Werke ging:

Brett 1: Mit dem logischen 13.d4 war die Stellung im Gleichgewicht zu halten, doch Tobias entschied sich für das aggressivere 13.e5? und hatte damit deutlich überzogen.

Sein Gegner fand zwar nicht die optimale Fortsetzung, konnte sich aber nach dem Damentausch einen dauerhaften Vorteil im Endspiel sichern. Nach einiger Zeit des Lavierens, versuchte der Windischeschenbacher Druck gegen den rückständigen schwarzen e-Bauern aufzubauen:

Brett 1: Mit seinem letzten Zug 24.Tc6 attackierte Tobias den schwachen Punkt e6, den der Schwarze mittels 24…Td6? automatisch deckte. Durch den folgenden Abtausch verlor er jedoch die wichtige Kontrolle über die d-Linie und damit seinen gesamten Vorteil. Viel besser war 24…Tbd7!, um durch einen Gegenangriff eben diese Kontrolle noch zu verstärken. Nach dem erzwungenen 25.Se3 Sxe3 26.Lxe3 Lxb2 hätte die Damenflügelmajorität dem Nürnberger klaren Vorteil und gute Gewinnaussichten verschafft.

Nach dieser für uns glücklichen Abwicklung sollte die Partie bis zur Zeitkontrolle die Remisbreite nicht mehr verlassen. Beide Kontrahenten spielten noch ein paar Züge weiter, bevor sie sich in Anbetracht des Wetkampfstandes und der völlig ausgeglichenen Stellung auf Remis einigten. (4-4)

Mit diesem Mannschaftspunkt liegen wir mit einem ausgeglichenen Punktekonto weiterhin im Mittelfeld der Tabelle. Ein Zwischenergebnis, das den Erwartungen entspricht und identisch zur Vorsaison ausfällt.

Die 4. Runde, zu der wir erneut auswärts beim klar favorisierten SC Erlangen antreten müssen, wird richtungsweisend für den Rest der Saison sein. Können wir uns weiterhin im Mittelfeld halten oder wird das Abstiegsgespenst auch bei uns umgehen?

Herber Rückschlag für die Dritte

Am 8.12.2024 war die zweite Mannschaft aus Oberviechtach bei uns zu Gast.
Beide Teams hatten im Kampf um die Meisterschaft bisher nur Siege zu
verbuchen und nachdem die Gäste eine gute Aufstellung präsentierten war
klar, dass es ein schwieriger Kampf werden könnte. Letztendlich mussten wir
uns mit einer 2-4 Niederlage abfinden, die dem Spielverlauf nach auch
gerechtfertigt war. In der Tabelle stehen wir zwar noch mit besserem
Brettpunkt-Konto auf Platz eins, was aber täuscht, weil Oberviechtach
bereits spielfrei war, was uns noch bevorsteht.

Ein interessantes Detail an diesem zweiten Adventsonntag war, dass alle
sechs Partien mit 1.e4 eröffnet wurden.

An Brett 5 legten Florian Süß und sein Gegner passend zum Spiellokal auch
los wie die Feuerwehr. Das Motto der Eröffnung schien zu sein „Mir ist es
egal, was du machst, ich spiele meinen Aufbau!“. Weiß spielte die
Schemazüge des Königsindischen Angriffs und Florian baute sich mit den
Zügen der meist „Modern Defence“ genannten Eröffnung auf. Die Stellung
blieb lange im Gleichgewicht, aber irgendwann kam Florian vom richtigen Weg
ab und musste nach erheblichen Materialverlusten aufgeben.

Am zweiten Brett kam Sigfried Stelzer nicht so recht mit der Eröffnungswahl
seines Gegners zurecht. Nach 1.e4 e6 2.d4 leitete dieser mit 2….b6 in die
Owen-Eröffnung über. Sigfried musste schon bald das Läuferpaar aufgeben,
wonach Schwarz bereits frühzeitig das Ruder übernahm und einen Angriff
startete. Der schwarze König konnte am Damenflügel sicher untergebracht
werden, während der weiße Monarch in der Mitte hängen blieb und nirgends
einen geschützten Ort fand. So brannte bald die zweite Kerze am
Oberviechtacher Adventkranz, während unsere Feuerzeuge noch streikten.

Rudi Schicker am Spitzenbrett wurde in seiner geliebten Caro-Kann
Verteidigung mit dem eher seltenen 2.f4 konfrontiert und hatte keine
Eröffnungsprobleme. Die Stellung war lange Zeit im ausgeglichen Bereich bis
ein Endspiel entstand in dem Weiß die aktiveren Figuren und die bessere
Bauernstellung hatte. Im vorletzten Zug der Partie gab es nur einen Zug,
der das  Gleichgewicht noch halten konnte. Diesen fand Rudi und im nächsten
Zug unterlief dem Oberviechtacher Spieler ein schwerer Fehler, der eine
Figur kostete. Der 1-2 Anschlusstreffer gab wieder etwas Hoffnung.

Christian Kraus an Brett 4 wählte gegen die Französische Verteidigung
seiner Gegnerin die Abtauschvariante und das Spiel verlief in ruhigen
Bahnen. Bei beiderseitiger Zeitknappheit wollte niemand mehr ein Risiko
eingehen und man einigte sich auf ein Remis. Die Schlussstellung bewertet
der Computer tatsächlich als ausgeglichen. Einen Zug vorher sieht er aber
Möglichkeiten für Weiß, eine vorteilhafte Stellung zu erreichen. Aber die
Computeranalyse und das Spiel am Brett, noch dazu mit wenig Zeit sind zwei
Paar Schuhe, wie wir Schachspieler alle wissen.

Jetzt mussten aus den zwei noch laufenden Partien zwei Punkte für einen
Mannschaftssieg oder wenigstens 1,5 Punkte für ein Unentschieden her.

Michael Betz an Brett 3 war mit Schwarz aus einer seltenen Variante im
Franzosen in einer Variante des Alapin-Sizilianers gelandet. Weiß spielte
mit einem isolierten Damenbauern sehr umsichtig und sicher. Michael konnte
in ein Endspiel abwickeln und versuchte mit dem Läuferpaar gegen Läufer und
Springer geduldig Wasser aus einem Stein zu pressen. Schließlich gab ein
Freibauer auf der h-Linie Grund zur Hoffnung. Ein schnelles Vorrücken
dieses Trumpfes hätte die Entscheidung bringen können. Die Sorge, dieser
Bauer könnte schwach werden brachten den Windischeschenbacher aber auf eine
andere Idee. Diese hatte aber einen Haken, den allerdings auch der
Oberviechtacher nicht sah. Somit wäre wieder der volle Punkt möglich
gewesen. Michael fand auch die richtigen Züge zum Vorteil, stellte aber im
entscheidenden Moment seinen König auf das Feld (drei andere Königszüge
hätten gewonnen), das Weiß wiederum eine forcierte Abwicklung ins Remis
gestattete.

Somit lagen beim Stand von 2-3 die letzten Hoffnungen auf Johanna Sperber
am sechsten Brett, wenigstens noch ein Mannschaftsremis zu erreichen. Nach
ruhigen Verlauf in einem Italiener war Johanna aber schon im Mittelspiel
ein Bauer abhanden gekommen. Mit aktivem Spiel hatte sie aber einige Zeit
laut Computerbewertung ausreichende Kompensation. Der Gegner ließ aber
nichts anbrennen und wie so oft in solchen Situationen setzte sich der
schwarze Materialvorteil letztendlich durch. Ein gegnerischer Freibauer
zwang Johanna schließlich zur Aufgabe.

Der für unsere Gäste verdiente Sieg ist eine bittere Pille für unsere vom
Erfolg verwöhnte Truppe, aber mehr war an diesem Tag nicht drin. Im
weiteren Verlauf der Saison im neuen Jahr sind wir auf Schützenhilfe von
anderen Vereinen angewiesen. Vielleicht ist es aber auch gut, gar nicht in
Aufstiegsgefahr zu kommen!

3. Mannschaft weiterhin auf Erfolgskurs

In der dritten Runde der Kreisliga1 trat unsere dritte Mannschaft am 17.11. mit guter Aufstellung und Optimismus bei der zweiten Mannschaft der Schachgemeinschaft Neustadt/Luhe an. Der Sieg mit 5,5-0,5 war in dieser Höhe nicht zu erwarten, dem Spielverlauf nach aber vollauf gerechtfertigt. Die Gastgeber erwischten offensichtlich einen rabenschwarzen Tag. Wenn in 4 Partien im 10., 15., 17. und 20. Zug schon ein Bauer fehlt und in einer weiteren Partie im 15. Zug ein Turm nicht mehr zu retten ist und die Engine bei Eingabe der Partien lediglich für ein paar Züge den für Weiß obligatorischen minimalen weissen Anzugsvorteil, danach aber in keiner Partie mehr einen Vorteil anzeigt, dann muß etwas gewaltig schief gelaufen sein.

Nach ca. 90 Minuten führten wir schon 2-0. 

An Brett 6 spielten Florian Süß und sein Gegner in flottem Tempo. Nach zunächst ausgeglichenem Verlauf gewann Florian im 20, Zug einen Bauern. Später eroberte sein Gegner diesen aber zurück. Florian hätte in diesem Moment aber seinen Vorteil trotzdem festhalten können. Nachdem er diese Chance verpasst hatte war das Spiel wieder ausgeglichen. Dem Neustädter Spieler unterlief dann aber ein schwerer Fehler. Florian gewann eine Qualität und führte die Partie sicher zum 1-0. 56 Züge in weniger als 90 Minuten hatte die Partie gedauert.

Am dritten Brett endete der Kampf nur wenige Minuten später. Dort schafften Michael Betz und sein Gegner in dieser Zeit nur 15 Züge. Nachdem sein 1.d4 mit 1…e6 erwidert wurde ging Michael mit 2.e4 in die Französische Eröffnung über, in der er üblicherweise auf der anderen Seite des Brettes sitzt. Sein Gegner ließ sich auf die Winawer-Variante ein, wich aber schon im 4. Zug von der gängigen Theorie ab, und baute sich viel zu passiv auf. Die schwarze Stellung wurde schnell sehr schwierig und als im 15. Zug ein Turmverlust unvermeidlich war gab sich der Gegner geschlagen.

Für das 3-0 sorgte Markus Schwengler an Brett 4. In einer ruhigen Wiener-Partie, die in Strukturen des abgelehnten Königsgambit übergegangen war, konnte Markus ausgleichen und langsam sogar leichte Vorteile verbuchen. In einem Schwerfiguren-Endspiel mit Dame und jeweils zwei Türmen hatte er Druck auf einen rückständigen Bauern. Als dieser zu fallen drohte suchte der Gegner sein Heil noch in taktischen Verwicklungen, die von Markus aber geschickt gekontert und als unzureichend nachgewiesen wurden.

Unser Nachwuchsspieler Christian Kraus sorgte am fünften Brett mit einer sehr gut gespielten Partie für das 4-0. Schon zu Beginn wählte sein Gegner nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 die fragwürdige Läuferentwicklung nach c5. Christian griff sofort zum Scheinopfer 4.Se5 was Weiß gutes Spiel sichert. Nachdem aber auch noch 4….Lf2:+ folgte war der Weiße Vorteil schon sehr groß. Das Bauernzentrum zusammen mit dem Läuferpaar sind eine mehr als ausreichende Entschädigung für den König auf f2. Im 17. Zug gewann Christian dann einen Bauern und führte seine Stellung in ein Endspiel, das er mit bewundernswerter Routine und feinem Spiel zum Sieg führte. Der Gegner hatte seine Hoffnungen noch in einen Freibauern gesetz. Christian gab für diesen aber einfach seinen Springer, wonach die verbliebenen zwei Bauern zusammen mit dem aktiven König dem gegnerischen Laüfer überlegen waren. Das erkannte auch der Gegner und gab sofort auf. 

Bei allem Lob gestatte ich mir aber noch (die bitte als humorvoll zu verstehende) Kritik: An einer Stelle hat Christian es versäumt im (ansonsten tadellos geführten) Endspiel mit Springer und zwei Bauern gegen Läufer und einen Bauern ein Matt in 14 Zügen zu finden!

Am Spitzenbrett war Stefan mit einer leicht aktiveren Stellung aus der Eröffnung gekommen, als seinem Gegner im 15.Zug ein Fehler unterlief, der einen Bauern kostete. Der Neustädter verteidigte sich aber zäh und Stefan kam laut Computerbewertung mit dem Damentausch vom richtigen Weg ab. Schwarz bekam mit seinen Türmen und dem Springer Druck auf die weissen Bauern am Damenflügel. Schließlich konnte Schwarz den Bauern zurück erobern und in ausgeglichener Stellung einigte man sich wenig später auf Remis.

Den Schlusspunkt setze am zweiten Brett Rudolf Schicker. Sein Gegner hatte die Eröffnung mit Weiß völlig anspruchslos gespielt und Rudi konnte schon im 10. Zug einen Bauern gewinnen. Mit umsichtigem Spiel und präzisen Zügen wickelte er in ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer ab. Der Läufer zeigte sich dem Springer überlegen, was nach dem Tausch der Türme noch deutlicher wurde. Mit gutem Läufer, aktivem König und einem Mehrbauern verwandelte Rudi seine Vorteile sicher zum 5,5-0,5 Endstand.