Dramatisches Finale in der Jugend-Landesliga Nord

Am vergangenen Samstag ging es für unser Jugendteam zum letzten Doppelspieltag der Jugend-Landesliga Nord 2022/23 nach Bamberg. Dort trafen sich alle acht Mannschaften der Liga, was eine besondere Spannung versprach. Auf unseren Nachwuchs wartete dabei mit den beiden punkt- und brettpunktgleichen Tabellenersten ein hartes Programm. Unter dem halbstündigen Gong der Wanduhr im engen Spielraum sowie unter den deutlich vernehmbaren Geräuschen aus der angrenzenden Küche der Gaststätte entwickelten sich zwei extrem enge und komplett ausgekämpfte Begegnungen, die nichts für schwache Nerven waren. So war es nicht verwunderlich, dass wir mit Hin- und Rückfahrt insgesamt 13 Stunden unterwegs waren.

In der Vormittagsrunde saßen unsere Jugendlichen dem nominell klar überlegenen SC Ansbach 1855 gegenüber. Das anderweitig bekannte „Ligaorakel“ hätte hier wohl eine 0,5:3,5 Schlappe prognostiziert. Zunächst sah es auch nicht gut aus, denn an Brett vier kam Christian Kraus nach einem verfrühten Damenzug nicht gut aus der Eröffnung. Dies kostete ihm bald eine Qualität und später die Partie. Aber aufgrund der Ereignisse an den anderen Brettern keimte plötzlich Hoffnung auf. Denn Johanna Sperber (3) kam nach ruhiger Eröffnung immer besser ins Spiel. Kurz vor der ersten Zeitkontrolle hatte sie mit einem weit vorgerückten Freibauern einen gewinnverheißenden Vorteil, ließ aber ihren Gegner durch ein Dauerschach noch ins Remis entwischen. Milo Müller kam an Brett zwei im geschlossenen Sizilianer gut aus der Eröffnung. Im weiteren Verlauf führte aber ein Gegenspiel am Königflügel zum Abtausch vieler Figuren. Beim Übergang ins Leichtfigurenendspiel konnte er taktisch einen entscheidenden Bauern gewinnen und ließ sich dann den Sieg nicht mehr nehmen. Nun lag der Ausgang des Wettkampfs an Philipp Mark. Dieser hatte es am Spitzenbrett mit dem besten Spieler der Liga und vormaligen deutschen Jugendmeister zu tun. Gut vorbereitet, setzte er seinen Kontrahenten, der einen eher seltenen und etwas extravaganten Eröffnungsaufbau wählte, gehörig unter Druck und erspielte sich wohl eine strategische, aber sehr komplexe Gewinnstellung. In der Folge lieferten sich beide eine haarsträubende Zeitnotschlacht, in der Philipp die Übersicht und damit die Partie verlor. Somit stand eine sehr unglückliche 1,5:2,5 Niederlage fest.

Nach dem Mittagessen ging unser Team erneut als klarer Außenseiter („1:3 Wahrscheinlichkeit“) in das Match gegen die SG 1882 Fürth. Während die Mittelfranken mit einem Sieg Meister werden konnten, benötigte unser Nachwuchs noch einen Punkt zum sicheren Klassenerhalt. Hier wählte Christian Kraus (4) die nimzoindische Verteidigung und kam damit gut aus der Eröffnung. Im weiteren Verlauf öffnete er günstig die b-Linie, über die er mit seinen verbliebenen Figuren dem gegnerischen König auf den Pelz rücken konnte. Nach entscheidenden Materialverlust gab sein Kontrahent kurz danach auf. Johanna Sperber an Brett drei hatte nach der Eröffnung und bereits stark reduziertem Material eine komplett ausgeglichene Stellung. Danach ließ sie unnötig eine Schwächung in ihrer Bauernstruktur zu und landete prompt in einem verlorenen Turmendspiel, gefolgt von einem eigentlich aussichtslosen Bauernendspiel. Hier wurde ihr Gegner für einen Moment unaufmerksam, was Johanna gekonnt zur Bildung eines gedeckten Freibauern nutzte. Danach war das Remis unausweichlich. Im Spiel der Topscorer an Brett zwei geriet Milo Müller schon eingangs des Mittelspiels unter Druck, wehrte sich aber nach Kräften. Urplötzlich kam er zu Gegenspiel am Königsflügel, verpasste aber einen möglichen Gewinn. In der Folge ließen beide Spieler gute Möglichkeiten aus. Nach der ersten Zeitkontrolle konnte Milo dann eine Qualität gewinnen, fand aber bei offener Stellung und knapp werdender Bedenkzeit keinen Gewinnweg, wonach ein weiteres Remis quittiert wurde. Die längste Partie spielte erneut Philipp Mark (1). Die strategisch geprägte Begegnung blieb bis nach der ersten Zeitkontrolle im Gleichgewicht, wobei beide Kontrahenten den Sieg suchten. Etwas ermüdet von seinen kräftezehrenden Partien lief Philipp am Ende in eine Mattfalle, was das 2:2 Unentschieden besiegelte.

Nach diesen zwei bravourös geführten Wettkämpfen beendete unser U20-Team die Landesliga-Saison mit 7:7 Punkten auf einen sehr guten vierten Platz. Mit zwei abschließenden 2,5:1,5 Erfolgen, die durchaus möglich gewesen wären, hätte unser Nachwuchs sogar den Titel aus dem Vorjahr verteidigt.

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