Herber Rückschlag für die Dritte

Am 8.12.2024 war die zweite Mannschaft aus Oberviechtach bei uns zu Gast.
Beide Teams hatten im Kampf um die Meisterschaft bisher nur Siege zu
verbuchen und nachdem die Gäste eine gute Aufstellung präsentierten war
klar, dass es ein schwieriger Kampf werden könnte. Letztendlich mussten wir
uns mit einer 2-4 Niederlage abfinden, die dem Spielverlauf nach auch
gerechtfertigt war. In der Tabelle stehen wir zwar noch mit besserem
Brettpunkt-Konto auf Platz eins, was aber täuscht, weil Oberviechtach
bereits spielfrei war, was uns noch bevorsteht.

Ein interessantes Detail an diesem zweiten Adventsonntag war, dass alle
sechs Partien mit 1.e4 eröffnet wurden.

An Brett 5 legten Florian Süß und sein Gegner passend zum Spiellokal auch
los wie die Feuerwehr. Das Motto der Eröffnung schien zu sein „Mir ist es
egal, was du machst, ich spiele meinen Aufbau!“. Weiß spielte die
Schemazüge des Königsindischen Angriffs und Florian baute sich mit den
Zügen der meist „Modern Defence“ genannten Eröffnung auf. Die Stellung
blieb lange im Gleichgewicht, aber irgendwann kam Florian vom richtigen Weg
ab und musste nach erheblichen Materialverlusten aufgeben.

Am zweiten Brett kam Sigfried Stelzer nicht so recht mit der Eröffnungswahl
seines Gegners zurecht. Nach 1.e4 e6 2.d4 leitete dieser mit 2….b6 in die
Owen-Eröffnung über. Sigfried musste schon bald das Läuferpaar aufgeben,
wonach Schwarz bereits frühzeitig das Ruder übernahm und einen Angriff
startete. Der schwarze König konnte am Damenflügel sicher untergebracht
werden, während der weiße Monarch in der Mitte hängen blieb und nirgends
einen geschützten Ort fand. So brannte bald die zweite Kerze am
Oberviechtacher Adventkranz, während unsere Feuerzeuge noch streikten.

Rudi Schicker am Spitzenbrett wurde in seiner geliebten Caro-Kann
Verteidigung mit dem eher seltenen 2.f4 konfrontiert und hatte keine
Eröffnungsprobleme. Die Stellung war lange Zeit im ausgeglichen Bereich bis
ein Endspiel entstand in dem Weiß die aktiveren Figuren und die bessere
Bauernstellung hatte. Im vorletzten Zug der Partie gab es nur einen Zug,
der das  Gleichgewicht noch halten konnte. Diesen fand Rudi und im nächsten
Zug unterlief dem Oberviechtacher Spieler ein schwerer Fehler, der eine
Figur kostete. Der 1-2 Anschlusstreffer gab wieder etwas Hoffnung.

Christian Kraus an Brett 4 wählte gegen die Französische Verteidigung
seiner Gegnerin die Abtauschvariante und das Spiel verlief in ruhigen
Bahnen. Bei beiderseitiger Zeitknappheit wollte niemand mehr ein Risiko
eingehen und man einigte sich auf ein Remis. Die Schlussstellung bewertet
der Computer tatsächlich als ausgeglichen. Einen Zug vorher sieht er aber
Möglichkeiten für Weiß, eine vorteilhafte Stellung zu erreichen. Aber die
Computeranalyse und das Spiel am Brett, noch dazu mit wenig Zeit sind zwei
Paar Schuhe, wie wir Schachspieler alle wissen.

Jetzt mussten aus den zwei noch laufenden Partien zwei Punkte für einen
Mannschaftssieg oder wenigstens 1,5 Punkte für ein Unentschieden her.

Michael Betz an Brett 3 war mit Schwarz aus einer seltenen Variante im
Franzosen in einer Variante des Alapin-Sizilianers gelandet. Weiß spielte
mit einem isolierten Damenbauern sehr umsichtig und sicher. Michael konnte
in ein Endspiel abwickeln und versuchte mit dem Läuferpaar gegen Läufer und
Springer geduldig Wasser aus einem Stein zu pressen. Schließlich gab ein
Freibauer auf der h-Linie Grund zur Hoffnung. Ein schnelles Vorrücken
dieses Trumpfes hätte die Entscheidung bringen können. Die Sorge, dieser
Bauer könnte schwach werden brachten den Windischeschenbacher aber auf eine
andere Idee. Diese hatte aber einen Haken, den allerdings auch der
Oberviechtacher nicht sah. Somit wäre wieder der volle Punkt möglich
gewesen. Michael fand auch die richtigen Züge zum Vorteil, stellte aber im
entscheidenden Moment seinen König auf das Feld (drei andere Königszüge
hätten gewonnen), das Weiß wiederum eine forcierte Abwicklung ins Remis
gestattete.

Somit lagen beim Stand von 2-3 die letzten Hoffnungen auf Johanna Sperber
am sechsten Brett, wenigstens noch ein Mannschaftsremis zu erreichen. Nach
ruhigen Verlauf in einem Italiener war Johanna aber schon im Mittelspiel
ein Bauer abhanden gekommen. Mit aktivem Spiel hatte sie aber einige Zeit
laut Computerbewertung ausreichende Kompensation. Der Gegner ließ aber
nichts anbrennen und wie so oft in solchen Situationen setzte sich der
schwarze Materialvorteil letztendlich durch. Ein gegnerischer Freibauer
zwang Johanna schließlich zur Aufgabe.

Der für unsere Gäste verdiente Sieg ist eine bittere Pille für unsere vom
Erfolg verwöhnte Truppe, aber mehr war an diesem Tag nicht drin. Im
weiteren Verlauf der Saison im neuen Jahr sind wir auf Schützenhilfe von
anderen Vereinen angewiesen. Vielleicht ist es aber auch gut, gar nicht in
Aufstiegsgefahr zu kommen!

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