1. Mannschaft gelingt wichtiger Auswärtssieg

Nach der derben Heimpleite gegen Fürth stand beim letzten Kampf vor dem Jahreswechsel das Auswärtsspiel beim Aufsteiger SC JÄKLECHEMIE auf dem Programm. Während die Nürnberger auf ihre beiden Spitzenbretter verzichten mussten, konnten wir wieder in Bestbesetzung antreten und wollten unseren klaren durchschnittlichen DWZ-Vorteil von fast 200 Punkten unbedingt nutzen. Aufgrund der Tabellenkonstellation kam der Begegnung eine vorentscheidende Rolle für den weiteren Saisonverlauf zu. Bei einer Niederlage würden wir ins Mittelfeld abrutschen und müssten uns mit einem möglichen Abstieg beschäftigen. Bei einem Sieg hingegen gäbe es noch Aussenseiterchancen, um die Meisterschaft mitzuspielen. Dementsprechend motiviert gingen wir ans Brett und es entwickelte sich ein spannender Kampf auf Biegen und Brechen.

An Brett 1 (W) entschied sich FM Zdenek Haba in der Katalanischen Eröffnung zu einem Bauernopfer, das ihm zwar Raumvorteil im Zentrum einbrachte, aber letztendlich nicht genügend Angriffschancen bot, um den Materialnachteil zu kompensieren. Der Nürnberger verteidigte sich umsichtig und konnte seinen Vorteil bewahren, doch dann wurde er leichtsinnig und schlug einen zweiten Bauern, wonach die Stellung wieder ausgeglichen war. Anstatt nun seine abseits stehenden Springer zurück ins Kampfgeschehen zu führen, rochierte er gleich im nächsten Zug direkt in den sich anbahnenden Angriff hinein. Zdenek ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, übernahm mit einem Springeropfer die Initiative und jagte den gegnerischen König über das ganze Feld. Kurz vor dem Matt gab sein Gegner schließlich den Widerstand und die Partie auf. (1-0)

An Brett 2 (S) fand Tobias Brunner in einem Abgelehnten Damengambit nicht die beste Figurenaufstellung, doch als sein Gegner freiwillig sein Läuferpaar aufgab, sah es so aus, als würde sich die Stellung in einem dynamischen Gleichgewicht einpendeln. Tobias ging jedoch zu optimistisch an die Sache ran und gab seinem Gegner die Möglichkeit, langsam einen bedrohlichen Königsangriff aufzubauen. Als ihm die Gefahr bewusst wurde, war es bereits zu spät und der Nürnberger hätte den Sack endgültig zumachen können. Doch völlig unverhofft griff dieser daneben und Tobias hätte sich durch Damentausch in ein ausgeglichenes Endspiel retten können. Stattdessen wählte er jedoch einen verfehlten Gegenangriff und wurde durch ein starkes Turmopfer aus allen Träumen gerissen und matt gesetzt. (1-1)

An Brett 3 (W) wählte Christian Müller gegen die Sizilianische Verteidigung seines Gegner die beliebte Alapin-Variante. Bis ins Mittelspiel folgte man bekannten Theoriepfaden, bis der Nürnberger mit einem zweifelhaften Aufzug seines f-Bauern in ernsten Nachteil geriet. Christian übernahm die Initiative und setzte den gegnerischen Damenflügel schwer unter Druck. Als er jedoch in der entscheidenden Phase gleich mehrfach die beste Fortsetzung verpasste, wendete sich das Blatt. Trotz starker Zeitnot gelang es seinem Gegner nun seinerseits einen starken Angriff zu entfachen in dessen Folge er eine klare Gewinnstellung erreichte. Doch zwei Züge vor der Zeitkontrolle unterlief ihm ein schwerer Fehler, der es dem Windischeschenbacher erlaubte ein Remis durch Dauerschach zu forcieren. (1½-1½)

An Brett 4 (S) wurde Philipp Mark in einem der Italienischen Partie angelehnten Läuferspiel schon früh von seiner Gegnerin attackiert. Ohne Rücksicht auf Verluste verzichtete sie auf die Rochade und warf ihre Königsflügelbauern nach vorne. Der Windischeschenbacher war sichtlich beeindruckt und stand nach mehreren Fehlern komplett auf Verlust. Wie durch ein Wunder überlebte er aber nicht nur den weißen Angriff, sondern auch alle weiteren Versuche der Nürnbergerin, bis er schließlich in einem haltbaren Turmendspiel mit einem Minusbauern landete. Es folgten auf beiden Seiten weitere Irrungen und Wirrungen bis Philipp im 70. Zug nach fast fünf Stunden Spielzeit in Remisstellung der letzte Fehler unterlief. Danach war die Partie entschieden und er musste sich kurze Zeit später geschlagen geben. (1½-2½)

An Brett 5 (W) spielte Stephan Schmahl in einer Slawischen Verteidigung schon in der Eröffnung ungenau und musste sich mit einer ausgeglichenen Stellung begnügen. Nach Abschluss der Figurenentwicklung unterliefen dem Nürnberger eingangs des Mittelspiels gleich mehrere Fehler, die zu klarem oder entscheidendem Nachteil hätten führen können. Doch leider ließ Stephan alle Gelegenheiten ungenutzt und wickelte stattdessen in ein ausgeglichenes Endspiel ab. Enttäuscht vom Partieverlauf machte der Windischeschenbacher nun seinerseits einen groben Fehler, der den sofortigen Partieverlust zur Folge hätte haben können. Doch er hatte Glück im Unglück, dass sein Gegner das gewinnbringende Manöver trotz 20-minütigen Nachdenkens nicht erkannte und stattdessen einen Generalabtausch einleitete, der zu einer völlig ausgeglichenen Stellung und sofortigem Remisschluss führte. (2-3)

An Brett 6 (S) erreichte Jindrich Novak nach ruhiger Eröffnung in einer Philidor-Verteidigung bis zum Mittelspiel eine nahezu ausgeglichene Stellung, wobei er sogar zwei Möglichkeiten zu Vorteil ausgelassen hatte. Bei einem anschließenden Bauerntausch im Zentrum wählte er jedoch den falschen Weg und stand nach einem sehenswerten Scheinopfer seiner Gegnerin glatt auf Verlust. Mit einem Minusbauern und schlechterer Stellung waren weitere Materialverluste die logische Folge. Letztendlich konnte er mit drei Bauern weniger nur noch auf die horrende Zeitnot und die daraus resultierende Nervosität der Nürnbergerin hoffen. Kurz vor der Zeitkontrolle verlor sie tatsächlich die Nerven und erlaubte Jindrich eine Abwicklung in eine völlig ausgeglichene Stellung. Frustriert aufgrund der vertanen Chancen unterlief ihr schließlich in klarer Remisstellung ein haarsträubender Fehler und der Windischeschenbacher kam zu einem mehr als glücklichen Sieg. (3-3)

An Brett 7 (W) bekämpfte Jaroslav Illetsko die Skandinavische Verteidigung seines Gegners mit einer Nebenvariante klassischer Ausprägung. Solchermaßen überrascht reagierte der Nürnberger sehr zaghaft und geriet in eine passive Stellung, aus der er auch im Mittelspiel nicht auszubrechen vermochte. Geduldig lavierte Jaroslav seine Figuren auf die besten Plätze und schnürte den Gegner immer mehr ein. Alle Versuche, sich aus der Umklammerung zu befreien waren zum Scheitern verurteilt und nach einem letzten Aufbäumen musste der Gegner dem Dauerdruck schließlich Tribut zollen, verlor eine Figur und gab die aussichtslose Partie auf. Nach dieser überzeugenden Vorstellung ist unser Methusalem nun mit 3 aus 3 der einzige Windischeschenbacher mit einer Punktausbeute von 100%! (4-3)

An Brett 8 (S) sah sich Miroslav Kalous mit der eher seltenen aber giftigen Trompowsky-Eröffnung konfrontiert, gegen die er mit einem klassischen Aufbau mit Fianchetto des Damenläufers antwortete. Im Mittelspiel belauerten sich die Kontrahenten beim Kampf um das Zentrum, ohne dass eine Seite einen nennenswerten Vorteil verzeichnen konnte. Doch mit einem Mal überschlugen sich die Ereignisse. Den Aufmarsch am Damenflügel wollte Miroslav mit einem Gegenangriff am Königsflügel begegnen, vernachlässigte dabei aber sein Zentrum und hätte in große Schwierigkeiten geraten können. Als der Nürnberger diese Chance verpasste, konnte der Windischeschenbacher die Initiative übernehmen und doch noch den geplanten Königsangriff realisieren. Innerhalb weniger Züge wurde dieser unwiderstehlich und zwang den Gegner kurz vor dem Matt zur Aufgabe. (5-3)

Nach diesem hart erkämpften, in manchen Phasen etwas glücklichen, aber schlussendlich nicht unverdienten 5-3 Auswärtssieg befindet sich die Mannschaft mit 6-2 Punkten auf dem vierten Tabellenplatz, weiterhin in Lauerstellung auf die knapp vor uns liegende Konkurrenz aus Regensburg, Fürth und Forchheim.

Weiter geht es im neuen Jahr mit einem Heimspiel gegen die zweite Mannschaft des SC Schwarz-Weiß Nürnberg Süd, die mit aktuell 3-5 Punkten den Blick nach unten richten muss und alles daran setzen wird, nicht noch weiter in der Tabelle abzurutschen. Wir erwarten einen spannenden Kampf mit durchaus realistischen, aber sicher nicht leicht zu realisierenden Siegchancen für unser Team.

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