1. Mannschaft wieder im Aufwind

Nach dem hart erkämpften Auswärtssieg beim SC JÄKLECHEMIE, empfingen wir zum ersten Ligaspiel des neuen Jahres die Mannschaft vom SC Schwarz-Weiß Nürnberg. Beide Teams traten gleichermaßen leicht ersatzgeschwächt zu diesem richtungsweisenden Kampf an. Auf unserer Seite konnten unsere tschechischen Freunde FM Zdenek Haba und Jaroslav Illetsko aus privaten Gründen leider nicht mit von der Partie sein, sie wurden jedoch durch Routinier Rudi Schön und Jungspunt Milo Müller bestmöglich vertreten. Bei einem Sieg hätten wir weiterhin eine Außenseiterchance auf die Meisterschaft, während die Nürnberger sich deutlich Luft im Abstiegskampf hätten verschaffen können. Bei einer Niederlage jedoch wäre die Saison ohne Aussichten nach oben und ohne echte Gefahr nach unten für uns praktisch gelaufen gewesen, während unser Gegner auf einen potentiellen Abstiegsplatz zurückfallen würde. Beste Voraussetzungen also für ein spannendes Match!

An Brett 1 (S) landete Tobias Brunner in einer Englischen Eröffnung um den 15. Zug herum in einer leicht gedrückten Stellung, die seinem Gegner die besseren Aussichten versprach. Der Nürnberger startete mittels eines Bauernopfers eine Initiative am Damenflügel, fand jedoch gegen die stoische Verteidigung von Tobias keine durchschlagende Fortsetzung und musste sich mit dem Rückgewinn des Materials begnügen. Als sein Vorteil verflogen war, bot er Remis an, was Tobias in Anbetracht der günstig stehenden Mannschaftskameraden und kurzer Rücksprache mit den selben annahm. (½-½)

An Brett 2 (W) wählte Christian Müller gegen die Sizilianische Verteidigung seines Gegner und exakten Namensvetters erneut die bekannte Alapin-Variante, in der er durch ein Bauernopfer schon nach wenigen Zügen eine scharfe Gangart einschlug. Der Nürnberger geriet in Entwicklungsrückstand und musste sich einer zunehmend unangenehmen Initiative erwehren. Christian verdichtete seinen Vorteil Zug um Zug, fand aber am Ende nicht den entscheidenden Schlag, um die Partie zu einem siegreichen Abschluss zu bringen. Bei herannahender Zeitnot entschied er sich trotz noch immer vorhandenen Vorteils für den Spatz in der Hand und einigte sich mit seinem Kontrahenten auf Remis. Im Endeffekt zwar etwas schade für ihn persönlich, aber in Anbetracht der zu diesem Zeitpunkt günstig stehenden Kameraden sehr mannschaftsdienlich. (1-1)

An Brett 3 (S) wurde Philipp Mark mit dem altehrwürdigen Königsgambit überrascht. Es entwickelte sich ein zähes Positionsspiel, in dem sein Gegner über Raumvorteil im Zentrum verfügte und nach dem Rückgewinn des Bauern die besseren Aussichten besaß. In einem intensiven Mittelspiel fanden beide Spieler nicht immer die besten Züge und so schlug das Pendel mal zur einen, mal zur anderen Seite aus. Mit fortschreitender Zeit konnte sich Philipp schließlich befreien und in einer völlig ausgeglichenen Stellung wäre ein Remis das folgerichtige Ergebnis gewesen. Doch vermutlich aufgrund des insgesamt schlecht stehenden Mannschaftskampfs, entschied sich der Nürnberger auf Sieg zu spielen und beging mit dem Schlagen eines vergifteten Bauern einen folgenschweren Fehler. Geschockt durch den plötzlichen Gang der Ereignisse unterlief ihm gleich im nächsten Zug ein grober Patzer, der Turmverlust und die sofortige Aufgabe nach sich zog. (2-1)

An Brett 4 (W) entschied sich Stephan Schmahl in einer Damenindischen Verteidigung für einen eher ungewöhnlichen Aufbau und versuchte mit einem ebensolchen Manöver in Vorteil zu kommen. Sein Vorgehen hatte unerwarteten Erfolg als der Nürnberger nicht die richtige, zum Ausgleich führende Antwort fand. Stephan konnte die Initiative übernehmen und den unrochierten gegnerischen König angreifen. Unter Druck fand sein Gegner kein wirkungsvolles Gegenspiel und geriet schon nach 15 Zügen auf die Verliererstraße. In der entscheidenden Phase ließ der Windischeschenbacher zwar gleich mehrere Möglichkeiten aus, die Partie früher zu beenden, doch letztlich erreichte er ein Endspiel mit gleich drei Mehrbauern, das er problemlos gewann. (3-1)

An Brett 5 (S) spielte Jindrich Novak wie üblich im Blitzmodus, doch diesmal schien er in seinem Gegner, dem überregional bekannten internationalen Schiedsrichter Wolfgang Fiedler, seinen Meister gefunden zu haben. In einer Bird-Eröffnung schleuderten beide Spieler ihre Züge nur so aufs Brett und landeten trotz einer ursprünglich sehr verschachtelten Stellung innerhalb von Minuten in einem objektiv völlig ausgeglichenen Turm-Läufer-Endspiel. Leider aber war Jindrich im gegenseitigen Trommelfeuer ein Bauer abhanden gekommen, so dass der Nürnberger auf der Suche nach einem Gewinnweg schließlich doch etwas auf die Bremse trat. Obwohl objektiv gesehen mehr drin war, blieben die Versuche schlussendlich aber erfolglos und man trennte sich schiedlich friedlich Remis. (3½-1½)

An Brett 6 (W) beantwortete Miroslav Kalous die Leningrader Variante der Holländischen Verteidigung mit dem Karlsbader System. Beide Spieler richteten ihr Augenmerk auf das Zentrum, doch als der Nürnberger einen unnötigen Königszug machte, konnte Miroslav eine vorteilhafte Stellung erlangen und dauerhaft Druck auf die geschwächte schwarze Königsstellung ausüben. Der Windischeschenbacher suchte nach einer Entscheidung, wurde aber nicht fündig. Doch als sein Gegner erst eine gute Möglichkeit zum Ausgleich übersah und anschließend auch noch einen schweren Fehler beging, war es um ihn geschehen. Miroslav nutzte die Gunst der Stunde, aktivierte seine Figuren maximal und demonstrierte eindrucksvoll wie hilflos passive Springer gegen ein entfesseltes Läuferpaar sein können. Kurz vor der Zeitkontrolle stellte der Nürnberger den aussichtslosen Widerstand ein und streckte die Waffen. (4½-1½)

An Brett 7 (S) bekämpfte Rudolf Schön das Morra-Gambit gegen seine Sizilianische Verteidigung mit einem sofortigen Gegenstoß im Zentrum, womit er eingangs des Mittelspiels eine bequeme und ausgeglichene Stellung erreichte. In der Folge wogte der Kampf hin und her ohne dabei die Remisbreite zu verlassen. Doch als der Nürnberger im 23. Zug unvermittelt einen Bauern einstellte, geriet er in die Defensive. Rudi verbesserte geduldig die Position seiner Figuren und lauerte auf seine Chance. Und die kam, als sein Kontrahent unnötigerweise die verbliebenen Läufer tauschte und sich danach in einem verlorenen Turmendspiel wiederfand. Direkt nach der Zeitkontrolle besiegelte ein weiterer Fehler dann endgültig sein Schicksal, wonach der Rest für den Windischeschenbacher nur noch eine Sache der Technik war. (5½-1½)

An Brett 8 (W) griff Milo Müller gegen die Sizilianische Verteidigung seines Gegners zum tendenziell aggressiven Grand-Prix-Angriff, der sich jedoch zunächst eher zu einem gegenseitigen Geplänkel entwickelte. Während Milo versuchte, seine Figuren Richtung Königsflügel zu befördern, breitete sich der Nürnberger am Damenflügel aus, ohne dort etwas erreichen zu können. Als er schließlich unvorsichtigerweise direkt in den sich anbahnenden Angriff hinein rochierte, wurde sein am Rand festhängender Springer ein Opfer der weißen Streitkräfte. Zwei Bauern, die er im Gegenzug erhielt waren keine ausreichende Kompensation und nachdem der Windischeschenbacher seine Mehrfigur langsam aber sicher zur Geltung bringen konnte, unterlief dem Gast ein erneuter taktischer Fehler, der weiteres Material kostete und die baldige Aufgabe nach sich zog. (6½-1½)

Nach diesem überraschend hohen Heimsieg liegt die Mannschaft mit jetzt 8-2 Punkten nur aufgrund der weniger erzielten Brettpunkte auf dem vierten Tabellenplatz, weiterhin in Lauerstellung auf die knapp vor uns liegende Konkurrenz aus Fürth, Forchheim und Regensburg. Die nächste Runde findet am 5. Februar statt, dann wieder auswärts beim aktuellen Tabellenschlusslicht, der SG Büchenbach/Roth. Ohne überheblich sein zu wollen, kann unser Ziel nur ein Sieg sein, auch wenn wir niemanden unterschätzen sollten. Wir freuen uns auf den Kampf!

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