Am vergangenen Sonntag kam es im Feuerwehrhaus zum letzten Gefecht der Saison gegen die 2. Mannschaft des SK Herzogenaurach. Im Fernduell mit Bavaria Regensburg und der SGem Fürth war ein Sieg unbedingte Pflicht, um die Titelchancen am Leben zu erhalten. Die vierte Mannschaft im Meisterschaftsrennen, der SC Forchheim, hatte zwar nur noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg, konnte aber beim Auswärtsspiel in Regensburg zum Zünglein an der Waage werden. Krankheitsbedingt mussten wir auf Jaroslav Illetsko verzichten, der aber durch Jungtalent Milo Müller adäquat vertreten wurde. Schlimmer erwischte es die Gäste, die kurzfristig, ebenfalls wegen Krankheit, auf einen ihrer Spieler verzichten mussten und mangels Ersatz nur zu siebt antreten konnten.
An Brett 6 (W) kam Jindrich Novak so zu einem kampflosen Punkt. Wie immer für alle Beteiligten eine unbefriedigende Situation, aber manchmal spielt uns das Leben eben einen Streich. Nichtdestotrotz hat uns diese frühe Führung natürlich zusätzlich motiviert, alles in die Waagschale zu werfen, um den Traum vom Aufstieg wahr werden zu lassen. (1-0)
An Brett 1 (S) täuschte FM Zdenek Haba die Französische Verteidigung an, leitete durch Zugumstellung aber umgehend in Sizilianische Gefilde über. Sein Gegner zeigte keinerlei Interesse an einem Kampf mit offenem Visier und stützte stattdessen lieber sein Zentrum, so dass man letztendlich in einer Art Igel-System landete. Der Computer sah die weiße Stellung wegen des Raumvorteils im Zentrum dauerhaft im Vorteil und in der Tat musste sich Zdenek mit einer zwar soliden, aber etwas passiven Stellung abfinden. Da sein Gegner aufgrund der eigenen Tabellensituation nicht gewillt war bedingungslos auf Sieg zu spielen, was mit dem Vorstoß seines h-Bauern durchaus möglich gewesen wäre, entstand ein typischer Fall von der eine will nicht und der andere kann nicht. Und so einigte man sich schließlich im 20. Zug auf ein Remis. (1½-½)
An Brett 4 (W) wählte Philipp Mark im abgelehnten Damengambit die Abtauschvariante, was sein Gegner etwas überraschend mit dem Ragozin-System beantwortete. In den folgenden Zügen entwickelten sich beide Parteien auf bekannten Wegen und erreichten eine etwa ausgeglichene Stellung. Als Philipp zum für die Bauernstruktur üblichen Minoritätsangriff am Damenflügel ansetzen wollte, entschied sich der Herzogenauracher zu einem sehr zweischneidigen und riskanten Aufzug seines g-Bauern. Die solchermaßen hervorgerufene Schwächung der eigenen Königsstellung sollte sich schon bald als fatal erweisen, denn der eigentliche Plan das Läuferpaar zu gewinnen scheiterte an einem taktischen Einschlag, der nicht nur einen Bauern kostete, sondern auch die schwarze Zentrumsstellung ruinierte. Der Gastspieler wehrte sich zwar nach Kräften, kämpfte im Endeffekt aber bereits für eine verlorene Sache. Nach einem erneuten Einschlag war der schwarze König vollends entblößt und wurde vom Windischeschenbacher elegant zur Strecke gebracht. (2½-½)
An Brett 3 (S) entschied sich Christian Müller gegen die Königsbauereröffnung einmal mehr für die Philidor-Verteidigung. Nach frühem Damentausch ging sein Gegner sofort aktiv im Zentrum vor, so dass sich Christian zunächst auf Verteidigung beschränken musste. Nach Abschluss der Figurenentwicklung gelang es dem Windischeschenbacher seine Kräfte zu koordinieren und die leichte gegnerische Initiative zu neutralisieren. Durch den forcierten Tausch des schwarzfeldrigen Läufers war die Stellung objektiv ausgeglichen, neigte sich jedoch bereits zu Gunsten von Schwarz. In der Folge ergaben sich Chancen für ein Spiel auf Gewinn, doch in Anbetracht des günstigen Mannschaftsstands entschied sich Christian lieber für den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, initiierte weiteren Figurentausch und einigte sich im 28. Zug in völlig ausgeglichener Stellung mit seinem Gegner auf Remis. (3-1)
An Brett 2 (W) eröffnete Tobias Brunner mit dem italienischen Läuferspiel in dem sich beide Kontrahenten bis zum 10. Zug ruhig entwickelten und eine ausgeglichene Stellung erreichten. Als der Herzogenauracher einen wichtigen Figurentausch verpasste und sich stattdessen freiwillig mit seiner Dame in eine Fesselung begab, nutzte Tobias die Gunst der Stunde und ergriff mittels eines Bauernvorstoßes im Zentrum die Initiative. Solchermaßen in die Defensive gedrängt, versuchte sein Gegner die Stellung mittels der langen Rochade zu verkomplizieren, geriet damit jedoch vom Regen in die Traufe. Der Windischeschenbacher fand zwar nicht den direktesten Weg, ließ sich aber nicht mehr beirren und riss mit seinem a-Bauern die schwarze Königsstellung auf. Trotz verzweifelter Gegenwehr konnte der Gastspieler keine ausreichende Verteidigung mehr organisieren und musste schließlich nach einem hübschen Damenopfer von Tobias kurz vor dem Matt aufgeben. (4-1)
An Brett 7 (S) wurde Miroslav Kalous mit einer Art Petrosjan-System in der Damenindischen Verteidigung konfrontiert. Sein Gegner ging schon früh forsch im Zentrum zu Werke, überschätzte dabei aber seine Chancen. Ohne Figurenunterstützung gerieten seine weit vorgerückten Bauern schon bald unter Druck und nach einem Fehler ging einer von ihnen verloren. Treu nach dem Motto, dass ein Fehler nur selten allein kommt, griff der Herzogenauracher erneut fehl, wonach der Computer bereits eine Gewinnstellung für Schwarz reklamiert. Doch leider ließ Mirek die sich bietende Gelegenheit ungenutzt verstreichen und landete nach einer Ungenauigkeit seinerseits in einer etwas schlechteren Stellung. Einen Vorteil aus der Situation vermochte der Gastspieler jedoch nicht zu ziehen, denn nur drei Züge später unterlief ihm ein kapitaler Bock, der eine sofortige Verluststellung zur Folge hatte. Ein zweites Mal ließ sich der Windischeschenbacher nicht bitten und bildete einen Freibauern, den er mit Hilfe seines Materialvorteils souverän zur Geltung brachte. (5-1)
An Brett 8 (W) folgte Milo Müller in einem Vierspringerspiel ausgetretenen Theoriepfaden. Beide Spieler gaben sich keine Blöße und erreichten nach 12 Zügen eine vollkommen ausgeglichene Stellung. Doch dann verschätzte sich sein Gegner und überließ dem Windischeschenbacher unnötigerweise das Läuferpaar. Milo packte die Gelegenheit beim Schopfe und nutzte seine Überlegenheit auf den schwarzen Feldern, um dem Herzogenauracher durch geschickten Figurentausch gleich zwei Doppelbauern anzuhängen. Das resultierende Doppelturmendspiel mit gleichfarbigen Läufern war klar vorteilhaft und fortan nur noch ein Spiel auf ein Tor. Milo aktivierte sein Türme und nahm die isolierten schwarzen Bauern aufs Korn. Sein Gegner verteidigte sich lange gut, doch im 30. Zug unterlief ihm der entscheidende Fehler. Unser Jungtalent wickelte in ein Turmendspiel ab, in dem ihm sein Freibauer den Gewinn garantierte. In seiner Verzweiflung vereinfachte der Herzogenauracher zu einem Bauernendspiel, das jedoch ebenso klar verloren war und von Milo sicher verwertet wurde. (6-1)
An Brett 5 (S) gelangte Stephan Schmahl durch Zugumstellung in die Leningrader Variante der Holländischen Verteidigung. Bis zum 12. Zug folgten beide Kontrahenten gängiger Theorie, doch dann spielte der Herzogenauracher zu zaghaft, was Stephan zu Raumvorteil im Zentrum und einer bequemen Stellung verhalf. Der Versuch seines Gegners das Zentrum aufzubrechen erwies sich als untauglich und brachte dem Windischeschenbacher bereits klaren Vorteil. Doch statt durch eine einfache Abtauschaktion den rückständigen weißen Bauern als Angriffsziel zu markieren, wählte Stephan einen komplizierteren, aber leider nicht besseren Weg und gestattete seinem Gegner die Stellung zu vereinfachen und in die Remisbreite zurückzukehren. Bis zur Zeitkontrolle passierte nicht mehr allzu viel und schließlich endete die Partie in völlig ausgeglichener Stellung mit einem Unentschieden durch Zugwiederholung. (6½-1½)
Nach diesem klaren und ungefährdeten Sieg hatten wir unsere Pflicht erfüllt und mussten auf das Ergebnis aus Regensburg warten. Nur bei einer Niederlage oder einem 4-4 Unentschieden der Hauptstädter würden wir sicher auf Platz 1 landen. Im Falle eines Sieges von Bavaria wäre es auf die Höhe angekommen und im Extremfall sehr spannend geworden. Dieser Extremfall wäre ein 5-3 gewesen, wonach beide Teams exakt gleich viele Mannschafts- und Brettpunkte aufgewiesen hätten. Dem Reglement entsprechend wären die nächsten Kriterien für die Platzierung die erzielten Partiegewinne, dann die erzielten Schwarzsiege und zum Schluss der direkte Vergleich gewesen. Ich habe mir nachträglich die Mühe gemacht, die Zahlen zu ermitteln und komme zu folgendem Ergebnis:
SC Bavaria Regensburg: Partiegewinne = 33, Schwarzsiege = 14
SC Windischeschenbach: Partiegewinne = 36, Schwarzsiege = 20
Sofern ich mich nicht verzählt habe, wären wir also auch bei einem 5-3 von Bavaria als 1. durchs Ziel gegangen und zwar mit genau einem mehr erzielten Partiegewinn!
So spannend diese Berechnungen sind, so schnell wurden sie doch zu reiner Makulatur als das Endergebnis aus Regensburg (3-5) endlich bei uns eintraf. In einem Herzschlagfinale hatten wir den Ligaprimus am letzten Spieltag doch noch abgefangen und völlig unerwartet den Titel errungen!
Nächste Saison in der Landesliga weht natürlich ein wesentlich rauerer Wind und besonders für uns als Aufsteiger werden die Trauben deutlich höher hängen. Doch mit unserer nachrückenden Jugend ist uns nicht Bange, den Kampf um den Klassenerhalt bestehen zu können.
Im Namen der 1. Mannschaft danke ich allen Vereinsmitgliedern für das Mitfiebern und die Unterstützung. Ohne ein intaktes Vereinsleben sind Erfolge wie dieser nicht möglich!
Zum Schluss senden wir noch Grüße an die Teams vom SK Herzogenaurach, vom SC JÄKLECHEMIE und der SGem Fürth. Während uns die Gäste vor ihrer Abreise noch live gratulierten, übermittelten uns die beiden anderen Vereine ihre Glückwünsche in den eigenen Spielberichten. Dafür ein herzliches Dankeschön!