Unsere Dritte schrammt an der goldenen Ananas vorbei

Am vorletzten Spieltag (für uns der letzte, weil wir in der Endrunde spielfrei sind) hatten wir die dritte Mannschaft des SK Schwandorf zu Gast. Für beide Teams ging es weder um Auf- noch um Abstieg, sondern eher um Spielpraxis und Spaß am Schach. Natürlich kämpft man auch in solchen Situationen und wo gekämpft wird passieren Ungenauigkeiten und Fehler. Davon gab es an diesem Tag viele! 

Es ging an Brett 4 bereits in der Eröffnung los. Christian Kraus spielte 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 und wieder einmal kam das ungenaue 3.Lc5 aufs Brett. Wie schon gegen Neustadt erreichte Christian mit dem Scheinopfer 4.Se5: Vorteil. Dann aber nahm das Verhängnis seinen Lauf: Nach 4….Se5: 5.d4 Ld4: 6.Dd4: d6 7.Lf4 Df6 gab es einige Züge, die den Vorteil festgehalten hätten. Christian spielte aber 8.Sd5, was auf den ersten Blick einen Bauern zu gewinnen scheint. Leider kann Schwarz aber mit 8…Sf3+ kontern, wonach Christian sofort aufgab. Tragisch ist, dass die Stellung allenfalls etwas besser für Schwarz ist, was aber schwer zu sehen ist. Nach 9.gf3: Dd4: 10.c3 hat auch die schwarze Lady keine guten Felder mehr und muss die Bühne verlassen.

An Brett 1 verteidigte sich Michael Betz mit dem klassischen Damengambit und folgte einem Rezept aus dem Buch von Nikolaos Ntirlis „Playing 1.d4 d5, A Classical Repertoire“. Allerdings verwechselte er zwei Varianten und wählte eine Zugfolge, die nur funktioniert, wenn Weiß im 8. Zug Dc2 statt Tc1 gespielt hat. So stellte sich heraus, dass nach dem 12. Zug ein schwarzer Bauer auf d5  von der Dame geschlagen werden kann. Michael bemerkte den Fehler und trug die unvermeidlichen Züge bis dahin schnell und Selbstbewusstsein vortäuschend vor und lehnte sich entspannt zurück, als es so weit war. Ob diese schauspielerische Leistung oder einfach nur Vorsicht den Ausschlag gaben ist fraglich. Jedenfalls glaubte der Gegner an die schwarze Kompensation (die objektiv nicht vorhanden ist) und ließ das Bäuerlein am Leben. Danach konnte Michael aber dem weißen Minimalvorteil standhalten. Weiß bot schließlich Remis und Michael akzeptierte, nachdem keine Chancen auf Gewinn zu spielen zu sehen waren.

Florian Süß an Brett 5 wählte den Aufbau, der meistens als Modern Defence bezeichnet wird oder nach dem Buch von Tiger Hillarp Persson als Tiger´s Modern. Ein System, bei dem man seine Züge gegen fast jeden weißen Aufbau hinstellen kann und so vor dem 10. Zug selten in Zeitnot kommt. Zeitnot ist bei Florian allerdings ohnehin nicht zu befürchten und sein junger Gegner spielte auch flott mit. Nach wechselhaftem Verlauf, hohem Seegang und an etlichen Riffen und Eisbergen vorbei segelten die Kontrahenten in ein Turmendspiel mit jeweils drei Bauern am Königsflügel  und einem schwarzen Freibauern auf der a-Linie. Der schwarze Turm war vor und der weisse hinter dem Bauern, theoretisch also Remis. Als auch noch die Bauern am Königsflügel vom Brett waren versuchte der unerfahrene Nachwuchsspieler mit dem König näher zu kommen. Das hätte Florian zu einer Umgehung nutzen können, wonach das Umwandlungsfeld für den Bauern frei und gedeckt gewesen wäre. Wenn der weisse Turm den Bauern aber auf a2 schlägt kommt ein Schach auf der zweiten Reihe und der Turm geht verloren. Diese Chance nutzte Florian nicht und der anschließende unrühmlich Versuch über 20 Züge mit Turm gegen Turm weiter zu spielen war auch nicht von Erfolg gekrönt.

Auch Markus Schwengler am dritten Brett baute sich mit der Modernen Verteidigung auf. Die Stellung ging in Königsindische Strukturen über, die aber nicht gerde bei den Hauptvarianten zu finden sind. Kreativität ist beim Schachspiel nicht verboten und oft besser, als Theorie-Varianten spielen zu wollen die man dann vergessen hat oder durcheinander bringt (wie am Spitzenbrett geschehen). Im Verlauf kam Markus aber in eine schwierige Stellung, die darin gipfelte, dass Gegner zwei Leichtfiguren gegen einen Turm gewinnen konnte. Nachdem er diese Möglichkeit verpasst hatte und weiterhin zu zögerlich spielte, konnte Markus schließlich ausgleichen und man einigte sich auf Remis.

Johanna Sperber an Brett 6 eröffnete mit dem Königsbauern und ließ sich gegen die Sizilianische Eröffnung mit einem soliden, aber zurückhaltenden Aufbau auf keine Verwicklungen ein. Im weiteren Verlauf kam bei einer Abwicklung aber ein Bauer abhanden. Aber auch dem Gegner unterlief ein Versehen, das eine Figur kostete. Johanna gab das Kompliment aber gleich darauf zurück und konnte sich mit einem Minusbauern durch aktives Spiel in einem Doppelturmendspiel in ein Dauerschach flüchten.

Am zweiten Brett spielten Manfred Oppel und sein Gegner die fehlerfreieste Partie der Wetkampfes. Manfred eröffnete, wer errät es, mit dem Doppelschritt des c-Bauern. Die Englische Eröffnung wird oder wurde früher auch „Bremer Partie“ genannt, nach dem Spieler Carl Carls, der jede Partie so eröffnete. Ein Spaßvogel soll ihm vor einer Partie einmal den c-Bauern ans Brett geklebt haben. Im Kreisliga-Duell entwickelte sich ein positioneller Kampf und beide Kontrahenten ließen sich nichts zu Schulden kommen und ein weiteres Remis war das logische Ergebnis.

So führte der einzige Verlust, der eigentlich keiner war zur 2,5-3,5 Niederlage, die so auch in Ordnung geht. „Wenn“…“hätte“—„wäre“…es hätte besser laufen können, aber auch schlechter! Im Schach wie auch im Leben weiß man immer nur, wie es gekommen ist. Was gewesen wäre, wenn man (oder beim Schach auch der Gegner) sich irgendwo anders entschieden hätte, erfährt man nicht!

Die goldene Ananas nicht gewonnen zu haben werden wir verschmerzen können…

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